Cortez in Mexico.
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lautem Siegsgeschrei folgten ihnen die Wilden bis an die Thore
der Festung. Mit jeder Minute wuchs ihre Anzahl und am fol¬
genden Morgen rückten sie unter dem rauhen Schalle ihrer Pauken
und Krummhörner zum Angriff der Wohnung ihrer Feinde an.
Mit unbeschreiblicher Wuth begannen sie den Sturm und Wolken
von Pfeilen verfinsterten die Lust. Fürchterlich räumten zwar die
Kanonen in ihren dichten Reihen auf; ganze Haufen stürzten zu
Boden; aber je mehr todt hinsanken, desto wüthender schien der
Andrang der noch Lebenden zu werden. Frische Streiter stiegen
auf die Leichname der Gefallenen, kämpften und fielen wie sie,
aber wieder Ändere ersetzten gleich ihre Stellen. Einige versuchten
die Thore mit steinernen Streitäxten aufzusprengen, Andere auf
Leitern und Spießen Fenster und Mauern zu erklimmen. Kaum
vermochte Cortez mit aller Anstrengung seine Festung vor dem
Eindringen dieser Rasenden zu schützen.
Diese Angriffe wurden mehrmals wiederholt und jedes Mal
mit größerer Wuth, so daß Cortez selbst alle Hoffnung eines glück¬
lichen Ausganges verlor. Zwar siegten die Spanier noch immer,
und von den Mexicanern wurden so viele erschossen und erschla¬
gen, daß die Kanäle von dem vielen Blute geröthet waren; allein
wo sollte das endlich hinaus, da die Spanier ihren Verlust nicht
ersetzen konnten und täglich neue Schaaren vom Lande nach der
Stadt strömten, die Fremden zu vertilgen? Bei einen: der An¬
griffe wurde Cortez gar von einem Pfeile an der linken Hand
verwundet, daß er den Schild nicht mehr festhalten konnte. „Höre!"
sagte ihm eines Morgens Montezuma, „wenn du nicht ungesäumt
abreisest, bist du gewiß verloren!" — Diese Warnung gab Cortez
plötzlich den Gedanken ein, ob er nicht vielleicht durch den Kaiser
die Mexicaner beruhigen könnte. Er beredete ihn auch wirklich
dazu. Als die Einwohner in wildem Getümmel wieder zum
Sturme herandrangen, zeigte sich Montezuma im kaiserlichen
Schmucke, von seinen Beamten begleitet, oben auf der Mauer,
winkte und plötzlich trat an die Stelle des wilden Lärmes eine
tiefe Stille, die aufgehobenen Arme und Waffen sanken herab,
Alle schauten ehrerbietig zum allverehrten Herrscher empor und
Viele warfen sich gar demüthig in den Staub nieder. Da erhob
Montezuma seine Stimme. Er sei kein Gefangener, rief er; die
Feinde seien bereit, in ihr Vaterland zurückzukehren und er be¬
fehle den Kämpfenden, sogleich die Waffen niederzulegen und aus¬
einanderzugehen. Er schwieg. Roch einige Augenblicke währte die