Cortez in Mexico. 
345 
lautem Siegsgeschrei folgten ihnen die Wilden bis an die Thore 
der Festung. Mit jeder Minute wuchs ihre Anzahl und am fol¬ 
genden Morgen rückten sie unter dem rauhen Schalle ihrer Pauken 
und Krummhörner zum Angriff der Wohnung ihrer Feinde an. 
Mit unbeschreiblicher Wuth begannen sie den Sturm und Wolken 
von Pfeilen verfinsterten die Lust. Fürchterlich räumten zwar die 
Kanonen in ihren dichten Reihen auf; ganze Haufen stürzten zu 
Boden; aber je mehr todt hinsanken, desto wüthender schien der 
Andrang der noch Lebenden zu werden. Frische Streiter stiegen 
auf die Leichname der Gefallenen, kämpften und fielen wie sie, 
aber wieder Ändere ersetzten gleich ihre Stellen. Einige versuchten 
die Thore mit steinernen Streitäxten aufzusprengen, Andere auf 
Leitern und Spießen Fenster und Mauern zu erklimmen. Kaum 
vermochte Cortez mit aller Anstrengung seine Festung vor dem 
Eindringen dieser Rasenden zu schützen. 
Diese Angriffe wurden mehrmals wiederholt und jedes Mal 
mit größerer Wuth, so daß Cortez selbst alle Hoffnung eines glück¬ 
lichen Ausganges verlor. Zwar siegten die Spanier noch immer, 
und von den Mexicanern wurden so viele erschossen und erschla¬ 
gen, daß die Kanäle von dem vielen Blute geröthet waren; allein 
wo sollte das endlich hinaus, da die Spanier ihren Verlust nicht 
ersetzen konnten und täglich neue Schaaren vom Lande nach der 
Stadt strömten, die Fremden zu vertilgen? Bei einen: der An¬ 
griffe wurde Cortez gar von einem Pfeile an der linken Hand 
verwundet, daß er den Schild nicht mehr festhalten konnte. „Höre!" 
sagte ihm eines Morgens Montezuma, „wenn du nicht ungesäumt 
abreisest, bist du gewiß verloren!" — Diese Warnung gab Cortez 
plötzlich den Gedanken ein, ob er nicht vielleicht durch den Kaiser 
die Mexicaner beruhigen könnte. Er beredete ihn auch wirklich 
dazu. Als die Einwohner in wildem Getümmel wieder zum 
Sturme herandrangen, zeigte sich Montezuma im kaiserlichen 
Schmucke, von seinen Beamten begleitet, oben auf der Mauer, 
winkte und plötzlich trat an die Stelle des wilden Lärmes eine 
tiefe Stille, die aufgehobenen Arme und Waffen sanken herab, 
Alle schauten ehrerbietig zum allverehrten Herrscher empor und 
Viele warfen sich gar demüthig in den Staub nieder. Da erhob 
Montezuma seine Stimme. Er sei kein Gefangener, rief er; die 
Feinde seien bereit, in ihr Vaterland zurückzukehren und er be¬ 
fehle den Kämpfenden, sogleich die Waffen niederzulegen und aus¬ 
einanderzugehen. Er schwieg. Roch einige Augenblicke währte die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.