276. Goͤttliche Fuͤrsorge. 217. Lied der Landleute zur Saatzeit.
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276. (280.) Göttliche Fürsorge.
In meinem Garten steht ein Kraut. Die Leute heißen es Reseda,
und der Geruch seiner Blüte übertrifft alle Würze. Dieses Kraut be—
sucht im Hochsommer ein Schmetterling, weiß und mit etlichen Flecken
auf seinen vier Flügeln. Der leget seine Eier meist unter die Blätter,
e eins und eins fern von einander, daß sie nicht naß werden von Tau
und Regen und die Jungen einander die Nahrung nicht schmälern.
die Eier aber kleben mit dem offenen Ende am Blatte, und wenn nun
das Junge darin aus seinem Schlafe erwacht und heraus will, findet
den Ausgang versperrt, aber nicht mit Eisen, Stein oder Holz,
sndern nur mit seinem Futter, das ihm so gut schmeckt und mundet
nie unser einem Rosinen und Mandeln. Und wenn es sich durchgespeist
hat, steckt es sein Köpflein zwei- oder dreimal in die Höhe und weidet
dann fort bald zur Rechten, bald zur Linken, wie es will. Der Vater
un Himmel macht es dem Würmlein, als schlösset ihr ein Knäblein oder
Mägdlein in eine stille Kammer, davon die Thür ein großer Pfeffer⸗
luchen ist, und sprächet zu ihm: „Jetzt schlaf'! — Und wenn du auf—
vachst und willst zu uns heraus in den Sonnenschein, so mußt du dich
durch den Honigkuchen durchessen!“ So aber Gott für ein Würmlein
ulso sorget, das heute lebet und morgen vielleicht schon dem Sperling
zur Speise dienet, sollte er das nicht vielmehr uns Kindern un
töber.
277. (281.) Läed der Landleute zur daatzeit.
Wir pflügen und wir streuen
Den Samen auf das Land;
Doch Wachstum und Gedeihen
8teht in des Höchsten Hand.
Er sendet Tau und Regen
Und Sonn- und Mondenschein,
Von ihm kommt aller Segen,
Von unserm Gott allein.
Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn;
Drum dankt ihm und hofft auf ihn!
Was nah' ist und was ferne,
Von Gott kommt alles her,
Der Strohhalm und die Sterne,
Das Sandkorn und das Meer.
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