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kommt dann als Raffinäde, das sind die besseren, oder als Melis, das sind die
geringeren Sorten, in den Handel als Würfelzucker, in Brot- oder Hutform
oͤder gemahlen als klarer Zucker. Den Kändiszucker aber erhält man dadurch,
daß man durch dickgekochten Zuckersaft Fäden zieht, die ein schnelleres Kristalli—
sieren bewirken, und den Zucker dann gegebenenfalls gelb oder rot oder braun
färbt. Die Bereitung des Rohrzuckers ist eine ganz ähnliche.
Die Erzeugung des Rübenzuckers hat sich so vervollkommnet, daß die
Raffinaden diejenigen von Kolonial- oder Rohrzucker an Schönheit, Feinheit
und Haltbarkeit übertreffen. Auch die Ausbeute hat sich bedeutend gesteigert.
Während man im Jahre 1880 erst aus 17 Gewichtsteilen Rüben einen Ge—
wichtsteil Zucker erhielt, gewinnt man jetzt schon aus 91/2 bis 11 Gewichts—
teilen Rüben einen Gewichtsteil Rohzucker oder 90/0 Raffinade. Die jährliche
Gesamterzeugung von Rübenzucker hat daher auch diejenige an Rohrzucker
bedeutend überholt. Die letztere beträgt jährlich etwa 30 Millionen Doppel—
zentner, während Europa allein jährlich mindestens 50 Millionen Doppel—
zentner Rübenzucker erzeugt. Und hierzu trägt die Magdeburger Börde, der
Jesegnetste Landstrich in der Provinz Sachsen, einen guten Teil bei. Die
Stadt Magdeburg ist denn auch der Hauptmarkt für den gesamten euro—
päischen Zucker geworden, wie London der Hauptstapelplatz des Kolonialzuckers ist.
Die Papierbereitung.
Nach Max Eschner u. a.
1. In früheren Zeiten schrieben die Menschen auf große Blätter oder
auf Rinden oder Holztafeln, später auf Pergament, das aus Tierhäuten be—
reitet wurde; damals wurde jedoch nicht soviel geschrieben als heutzutage,
auch wurden keine Bücher gedruckt; denn die Buchdruckerkunst wurde erst im
fünfzehnten Jahrhundert erfunden. Eigentliches Papier haben zuerst die
Chinesen gemacht, und sie benutzten dazu Baumwolle oder Seide.
Die Araber lernten in Samarkand das Papier der Chinesen kennen.
Diese Erfindung gelangte durch jene in das Ausland, durch die Kreuzzüge
in das Abendland und fand überall willkommene Aufnahme. Aber die Zu—
fuhr von Baumwolle stieß auf Schwierigkeiten, und so benutzte man Hanf,
Flachs, Binsen zur Herstellung des Papiers. In der Mitte des 14. Jahr—
hunderts finden wir das Linnenpapier in Deutschland schon ziemlich häufig
gebraucht. Heute kommen Hunderte von Millionen Pfund Wolle als ab—
getragene Kleidungsstücke der Papiererzeugung zugute; wohl über tausend
Millibvnen Pfund Baumwolle, die vorher in den zahllosen Spinnereien ge—
sponnen und in den Webereien gewebt worden waren, wandern in der Form
bon Hadern in die Papierfabrikf — und die Gewebe aus Tausenden von
Millionen Pfund Flachs und Hanf dienen zum Gutteil am Ende ihres
Daseins noch der Papiererzeugung. Welche Unmasse von Rohmaterial
liefern außerdem noch die Ausfuhrbinse, Jute, Agäve, Aloe u. a., das
Stroh und Holz.
Weit über viertausend Millionen Pfund Papier werden alljährlich in
den Fabriken gefertigt, und ein gewaltiges Heer von Arbeitern und Arbeiterinnen
findet bei dieser Herstellung seinen Lebensunterhalt (in Deutschland 120900.
Vor 60 Jahren betrug der Verbrauch von Papier etwa 2!/2 Pfund auf den
Kopf; heute sind im Durchschnitt wohl 5 bis 6 kg im Jahre auf den
Menschen zu rechnen. Deutschland, England und die Vereinigten Staaten von
Nordamerika stehen in diesem bedeutenden Verbrauche obenan. Deutschland