Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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besondere Übung in der Metallarbeit auszeichnet, stehen höher 
im Preise als andere. Das alte salische Volksrecht stellt den un¬ 
freien Eisenschmied und den Goldarbeiter auf die gleiche Stufe 
mit den wertvollsten Hausdienern. Von dein Vandalenkönig 
Geiserich heißt es, daß er einstmals einen kunstreichen Schmied 
mit dem Grafenrange beehrte. Schmiedearbeit gilt also nicht wie 
manche andere Handarbeit als Erniedrigung des freien Mannes. 
Wer kennt nicht die hochgeborenen halbgöttlichen und fürstlichen 
Schmiede der deutschen Heldensage: Wieland der Schnüed ist ein 
Königssohn. Jung-Siegfried schmiedet selbst sein unvergleichliches 
Schwert. So erscheint allenthalben auf germanischem Boden die 
Schmiederei als eine edle Kunst, als eine ehrende Beschäftigung 
nicht nur des Freigeborenen, sondern sogar des Edelings und 
des Fürsten. 
Wer die ehrwürdigen Denkmäler altgermanischer Schmiede- 
kunst, die uns die Gräber der Vorzeit aufbewahrt haben, mit Ver¬ 
ständnis beschaut, wird der Kunstfertigkeit der alten Schmiede seine 
Anerkennung nicht vorenthalten. An Ringen und Gespänge, an 
Gewandnadeln, Wasfenstücken, Beschlägen, in Silber gefaßten Trink¬ 
hörnern und anderem Gerät und Zierat offenbaren sich die Anfänge 
eigenartiger Formgebung. Die Ornamentik zeigt ein phantasievolles 
Spiel von verschlungenen Riemen und Bändern, von Schlangen 
und Zickzacklinien, von Punkten, Ringen und Spiralen, von mannig¬ 
fachem Stabwerk und Flechtwerk. Durch geschickte Verwendung, 
Abwandlung und Zusammenfügung einfacher Grundmotive ent¬ 
stehen vielgestaltige Verzierungen, die ungemein reizvoll sind. Funde 
späterer Denkmäler zeigen dann bereits den Übergang zur Dar¬ 
stellung von Tierköpfen und Tierleibern, die, obwohl unvollkommen 
wiedergegeben, wiederum durch ihre wunderliche Verwendung, Häu¬ 
fung und Zusammensetzung, durch ihre eigenartige Verbindung mit 
dem linearen Zierwerk der älteren Zeit unsere Aufmerksamkeit fesseln 
und uns von der kindlich-schöpferischen Einbildungskraft unserer 
Altvordern keinen geringen Begriff geben. Nach E. emo. 
74. Die Blütezeit der Goldschmiedekunst im 16. Jahrhundert. 
Daß Kunst und Handwerk eine ähnliche Blüte erleben möge, 
wie sie das 16. Jahrhundert erstehen ließ, das ist wohl der sehn¬ 
lichste Wunsch aller Kunsthandwerker und Kunstfreunde. An vor¬ 
wärtsstrebenden Talenten und Kräften ist ja kein Mangel, und 
Tausende von rührigen Händen und findigen Köpfen arbeiten dem 
ersehnten Ziele entgegen. Der Geschmack der Schaffenden wie der 
Käufer hat sich verfeinert, die Materialien wurden veredelt, die 
Technik hat sich vervollkommnet, die Ausbildung der Handwerks¬ 
künstler vertiefte sich mehr und mehr — und man hat sich trotz 
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