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rauschte über Felsblöcke der Bergbach. Leicht flog ich den be¬
quemen Weg entlang, der durch ein Seitentälchen nach dem andern
sich windet. Verirren konnte ich mich nicht, denn auf Stunden
ringsum gab es nur diesen einen Pfad durch die Wildnis. Doch
plötzlich hielt mein Pferd an. Der Weg gabelte sich. Welches ist
nun meine Richtung? Da entdeckte ich ein an einen Stamm ge¬
nageltes Brett und las darauf die Inschrift: Pflanzung V. Dort¬
hin gerade wollte ich. Ich folgte der Weisung. Bald lichtete sich
der Wald. Ich schaute hinab in eine Talmulde, deren Abhänge
mit Tausenden von Kaffeebäumchen bepflanzt waren. Unten
aus dem Grunde leuchtete mir ein freundliches Landhaus ent¬
gegen. und langsam ritt ich durch die Pflanzung den Berg hinab.
Ich näherte mich dem Hause, in dem der Leiter der Pflanzung
wohnt. Hier mutz eine deutsche Hausfrau walten, so dachte ich.
Vor dem Hause blühten allerlei heimatliche Blumen, Nelken und
Geranien in leuchtender Pracht. Auf dem Hofe gackerten die
Hühner. Hinter dem Zaun erblickte ich wohlgepflegte Garten¬
beete, auf denen Salat und deutsche Gemüse aller Art gediehen.
Ein schwarzer Diener sprang herzu und nahm mir mein Pferd
ab. über den berankten Vorbau trat ich in das Haus. Ein
freundliches Zimmer nahm mich auf. Felle von wilden Tieren
lagen als Teppiche auf dem Boden. Gehörne von Antilopen
hingen über den Türen. Von der Wand her aber grützten mich
alte bekannte Bilder, die ich schon in der Heimat gesehen. Von
den Büchern, die ich auf dem Tische fand. hatte ich in Deutschland
auch wohl schon dieses oder jenes in der Hand gehabt.
Bald trat die junge Hausfrau selber ein, ihr Töchterchen an
der Hand. Verwundert schaute das Kind zu dem fremden Manne
hinauf. Schwarze Leute find ihm ganz vertraut, die sieht es alle
Tage. Es plaudert mit ihnen in ihrer Sprache, hat auch einen
Namen, Kalunde. d. h. das Wölkchen, von ihnen bekommen. Aber
ein weitzes Gesicht sieht es nur selten, autzer bei Vater und Mutter,
und mit weihen Kindern spielt es wohl nur ein- oder zweimal
im Jahr. Die Mutter hieh mich herzlich willkommen. Sie freute
sich über den Besuch und klagte, daß es so einsam sei im Walde.
Aber tapfer hält sie stand an ihres Gatten Seite, eine treue Ge¬
hilfin seiner Arbeit, und macht ihm in der Fremde sein Haus
zu einer Heimat.
Der Hausherr weilte noch in der Pflanzung. Für viele
Hände gibt es dort täglich zu tun. Das Unkraut mutz gehackt
und fortgeschafft und der Boden mutz gelockert werden. Die Wald¬
bäche werden über die Pflanzung geleitet, um sie in trockener
Zeit zu tränken. Neue Stücke Waldes müssen ausgerodet und
bepflanzt werden. Haben aber die Kaffeebeeren eine bläulich¬
rote Farbe erlangt, dann ist die Zeit der Ernte da, und schwarze
Frauen sammeln die Frucht ein. über aller Arbeit mutz das
Auge des Leiters wachen. Er duldet keine Faulheit. Streng ist