12 I. Erzählungen
weil er glaubte, immer noch Zeit genug zu haben,
so lernte er auch das Lesen , Schreiben und Rech¬
nen nur sehr lnittelmäs-ig Der Vater hätte es frei¬
lich lieber gesehen wenn sein Sohn fleissiger ge¬
wesenwäre- aber zwing-n wollte er ihn eiten auch
nicht-, und überdies dachte er ebenfalls, dass fein
Sohn in seinem künftigen Stande nicht viel zu wis¬
sen brauche, und dass es ihm nicht fehlen könne,
wenn er ihm nur das Gut wohl ein gerichtet hinter¬
liesse. Aber Heide irrten sehr, denn sie dachten
nicht daran, dass die Gewöhnung an unnütze Be¬
schäftigungen noch weit schlimmere Folgen hat,
als die blosse Versaumnifs des Guten, welches man
in der Jugend hätte lernen können.
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule
verlassen musste, wollte ihn der Vater zur Wirth¬
schaft anführen, pnd trug ihm also bald diese, bald
jene Geschäfte auf; aber Moritz ging lieber seinen
gewohnten Lustbat ketten nach. Anstatt auf dem
Felde zu seyn, um die Knechte zur Arbeit anzu¬
treiben, ritt er nach der Stadt zu seinen Bekann¬
ten, und spielte0, und liess die Knechte arbeiten
wie sie wollten.
Der Vater schalt zwar deswegen hart, aber e*
half nichts, und er starb, wie man sagt, vor Ver«
druls über die Liederlichkeit feines Sohnes. Nun
war Moritz Herr des Gutes, und konnte ganz nach
seinem Willen handeln. Nach dem Sprüchwort:
jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch eben so
leichtsinnig, wie er vorher war. Fr lebte immer
in den sag hinein, ohne sich um die Wirthschaft
zu bekümmern, und in ein Paar Jahren war das
Gut so verschuldet, dass es öffentlich verbaust wer¬
den musste. Ein benachbarter Edelmann kaufte es,
und Christoph, der bisher als Verwalter auf dem¬
selben gestanden, und durch Fleiss und Sparsam¬
keit sich etwas erworben hatte, nahm es in Pacht.
Das Geld von dem verkaulten Gute reichte nicht
einmal hin, Moritzens Schulden zu bezahlen, und
also hätte er ein Landläufer werden müssen, wenn