150 VI. Bildung und ihre Bedeutung, Besitz und seine Pflichten.
wer selbst sein Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die ganze Welt und alles untertan. Logau.
höflich und bescheiden sein, kostet nichts und bringt viel ein.
—1 Höflichkeit und gute Sitten sind bei allen wohl gelitten. —
Grobheit und Stolz wachsen aus einem Holz. — Dankbarkeit ge¬
fällt, Undank haßt die ganze Welt.
willst du klug durchs Leben wandern, prüfe andre, doch auch dich!
Jeder täuscht ja gern den andern, doch am liebsten jeder sich.
Gewöhne dich nicht an die Lüge, denn sie ist ein häßlicher
Schandfleck an einem Menschen und ist gemein bei ungezogenen
Leuten (Sir. 20, 26).
Redlich sei des Herzens Grund, redlich spreche auch der Mund.
— Versprechen und halten steht fein bei Jungen und Alten. —
wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die
Wahrheit spricht. — Gin Mann, ein Wort. — Junger Lügner,
alter Dieb. — wer lügt, der stiehlt. — Lügen haben kurze Beine.
— Sei verschwiegen, ohne zu lügen. — Prahler und Lügner sind
Vettern. — Lieber Land und Leute verloren, als einen falschen
Gid geschworen.
Lüge, wie sie schlau sich hüte, bricht am Gnde doch das Bein.
Kannst du wahr sein nicht aus Güte, lern' aus Klugheit wahr zu sein.
Geibel.
110. Lerne was, so kannst du was!
Man hält es öfter für unrecht, wenn man mehr lernt, als man
in Zukunft zu brauchen meint; und die meisten lernen nur so viel,
als sie dereinst nötig zu haben glauben. Wenn aber einer nicht mehr
Rettichkörner stecken wollte, als er künftig Rettiche bekommen will, so
würde es ihm gewiß fehlen, da eben nicht alles aufgeht, was man
in die Erde legt. So geht es auch beim Lernen; denn es bleibt nicht
alles, was man lernt. Daher muß man soviel in seiner Jugend
lernen, daß auch etwas davon verloren gehen kann. Zudem kann
man auch nicht wissen, was man in Zukunft brauchen wird. Man
wird auch keinen gescheiten Menschen klagen hören, daß er zu viel
gelernt habe, sondern vielmehr, daß es ihn reue, nicht mehr gelernt
zu haben. Bettelleute haben zu ihrer Haushaltung nicht viel nötig;
wenn man aber eine rechte Haushaltung führen will, so wird viel
dazu erfordert. Flattich.
111. Lebensregeln.
Auswendiglernen sei, mein Sohn, dir eine Pflicht;
versäume nur dabei Jnwendiglernen nicht.
Auswendig ist gelernt, was dir vom Munde fließt;
inwendig, was int Sinn lebendig sich erschließt.