I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
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Befindet euch wohl bei Wasser und Haferbrei; ich will es einmal mit
Wein und gebratenen Hühnern versuchen. Und meine schönen Kleider
passen sich besser zu einem Tanze mit schönen Ritterfräulein, als hinter
Pflug und Egge herzugehen." Noch ein Mittel versuchte der Vater,
den Sohn zurückzuhalten. Er erzählte ihm, wie er geträumt habe,
sein Sohn sei blind und verstümmelt aus der großen Welt zurück¬
gekehrt und endlich an einem Baume aufgeknüpft worden, daß die Raben
ihm sein lockiges Haar zerzausten. Aber alles war umsonst; der Sohn
bestand auf seinem Sinn, und der Vater gab ihm endlich ein Roß,
auf deut der junge Helmbrecht stolz ltnb zuversichtlich in die Welt ritt.
Er kam zu einer Burg, deren Besitzer ohne Streit und Fehde
nicht leben konnte und streitbare Männer gern bei sich behielt.
Helmbrccht trat in seine Dienste und ward bald einer der verwegensten
und schlimmsten Gesellen, vor dem nichts sicher war. Nach einem
Jahre gedachte er seiner Eltern wieder einmal und machte sich auf,
sie zu besuchen. Große Freude hatten die Seinigen, als sie ihn
kommen sahen. Er aber tat, als ob er ein fremder Herr sei und
mengte in seine Rede bald französische, bald böhmische, bald nieder¬
deutsche Brocken. Da sprach der Vater, das könne sein Sohn nicht
sein, und er wollte ihn nicht im Hause behalten. Weil es aber schon
spät war und Helmbrecht nirgend anders unterkommen konnte, gab er
sich endlich zu erkennen; doch nun wollte der Vater Beweise haben,
ob er auch sein Sohn sei, und er verlangte, daß ihm der Angekommene
die Namen der vier Ochsen nenne, die im Stalle standen. Das konnte
der Sohn, und nun ward er wohl empfangen. Er ward auf das beste
bewirtet, und auch ein gebratenes Huhn fehlte nicht ans dem Tische.
Auch ein Herr hätte mit solcher Mahlzeit wohl zufrieden sein dürfen.
Nach dem Essen fragte der Vater, wie es jetzt auf den Burgen der
Ritter zugehe, und er schilderte, wie es in seiner Jugend daselbst zu¬
gegangen sei. Damals hätten die Ritter, erzählte er, mit allerlei
ritterlichen Spielen den Tag verbracht, und die Frauen hätten mit
Freuten zugesehen. Dann hätten sie gesungen und getanzt; ein Spiel¬
mann habe die Geige gestrichen, und endlich habe man am Feuer des
Kamins allerlei alte Sagen, z. B. vom Herzog Ernst, erzählt oder
vorgelesen. Damals sei der Schlimmste wohl besser gewesen als jetzt
der Beste, da habe Recht und Gesetz gegolten; Treulose oder solche mit
üblen Sitten habe man nicht geduldet. Darauf lobte der Sohn das
Leben der jetzigen Ritter. Da trinke man den ganzen Tag und fahre
auf Raub ans, und es sei ein gar lustiges Leben. Wenn er nicht
von dem weiten Ritte gar zu ermüdet wäre uud gern schlafen möchte,
könnte er wohl manchen lustigen Streich erzählen, den er selbst mit¬
erlebt habe. Am andern Tage verteilte er die Geschenke, die er den
Seinigen mitgebracht hatte. Seinem Vater gab er einen guten Wetz¬
stein, der Mutter einen schöner: Fuchspelz, der Schwester aber seidene
Bänder und einen gestickten Gürtel. Doch sagte er nicht, daß er alle
diese Sachen auf feinen Raubzügen erbeutet hatte.
Etliche Tage blieb Helmbrecht bei den Seinigen, dann aber ward
ihm die Zeit lang, und er sehnte sich nach der Gesellschaft feiner Raub¬