Freiheitskriege.
Wir schwören, stehn zu wollen den Geboten
des Lands, des Mark wir tragen in den Röhren,
und diese Schwerter, die wir hier empören,
nicht ehr zu senken, als vom Feind zerschroten.
Wir schwören, daß kein Vater nach dem Sohne
soll fragen und nach seinem Weib kein Gatte,
kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne,
noch heimgehn, eh der Krieg, der nimmersatte
ihn selbst entläßt mit einer Mutgen Krone,
daß man ihn heile oder ihn bestatte.
S
Der ich gebot zu Jericho den Mauern:
Stürzt ein! — und sie gedachten nicht zu stehen:
meint ihr, wenn meines Odems Stürme wehen,
die Burgen eurer Feinde werden dauern?
Der ich ließ über den erstaunten Schauern
die Sonne Gibeons nicht untergehen:
kann ich nicht auch sie lassen auferstehen
für euch aus eurer Nacht verzagtem Trauern?
Der ich das Riesenhaupt der Philistäer
traf in die Stirn, als meiner Rache Schleudern
ich in die Hand gab einem Hirtenknaben:
je höhr ein Haupt, je meinen Blitzen näher!
Ich will aus meinen Wolken so sie schleudern,
daß fällt, was soll. Und ihr sollt Friede haben.
Friedrich Rückert.
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