Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

208 VIII. Der Garten und seine Pflanzen, der Weinberg und seine Reben. 
ist der Obstbau in der ganzen Ausdehnung geboten, und wenn der 
Grundbesitzer dieser Forderung nachkomint, handelt er ja nur in seinen! 
eigenen Interesse, indem er dadurch seine Ernten sichert und ins¬ 
besondere dem druckenden Futtermangel entgegenwirkt. 
Ter Obstbau zieht aber auch die Vögel herbei, indem er denselben 
Wohnung und Schutz verschafft. Und es tut wahrlich dringend not, 
daß überall die Vögel gehegt und gepflegt werden, da nur sie es sind, 
welche dem Landwirte, dem Gärtner, dem Forstmanne Schutz gewähren 
gegen das Ungeziefer in Feld, Garten und Wald. 
Ter Obstbau trägt aber auch wesentlich zur Verschönerung der 
Landschaft bei. Wie reizend gestaltet sich eine Gegend, eine Ortschaft, 
wo der Obstbaum in seinen verschiedenen Gattungen in großer Zahl 
heimisch ist und durch seinen Blätter- und Blütenschmuck, durch seine 
in allen Farben prangenden Früchte Abwechslung in die Natur brii!gt! 
Ferner gewähren Obstbaumalleen an Straßen in der heißen 
Jahreszeit Schutz gegen die brennenden Sonnenstrahlen, und im 
Winter, wenn die ganze Gegend mit Schnee bedeckt ist, dienen sie 
als Wegweiser und schützen dadurch den Wanderer vor dem Verirren 
und gegen die Gefahr des Erfrierens. 
Neben allen diesen Wohltaten, welche der Obstbaum gewährt, ist 
sein Ertrag an Früchten um so weniger zu unterschätzen, als derWert 
derselben eine ziemlich hohe Summe darstellt, und als der Nutzen des 
Obstes groß und mannigfaltig ist. Es gibt wohl kaum ein zweites 
Erzeugnis des Bodens, welches angenehmer im Genuß und der Gesund¬ 
heit des Menschen zuträglicher ist als gutes, reifes, frisches Obst, durch 
das zugleich andere Nahrungsmittel teilweise ersetzt werden können. 
Das Obst kann aber auch getrocknet und in diesem Zustande 
weithin versendet werden; auch bereitet man aus ihm Wein, Essig, 
Branntwein, Mus usw. Dadurch ist die Möglichkeit geboten, selbst in 
den obstreichen Jahren den vollen Ertrag mit Nutzen zu verwerten. 
Der Obstbauin nützt aber auch durch seine Blätter, welche, nach¬ 
dem sie im Herbst abgefallen sind, zur Streu und als Schutzmittel 
gegen den Frost dienen, sowie durch sein Holz, das er beim Be¬ 
schneiden und Ausputzen liefert; wenn er altersschwach geworden ist, 
gewährt sein Stamm ein sehr gesuchtes Nutzholz. 
Bei dieser großen Wichtigkeit des Obstbaumes im Haushalte der 
Natur und der Menschheit sollte man für seine allseitige Verbreitung 
überall eifrigst besorgt sein. Nach Dr. W. Lobe. 
143. Zehn Grundregeln des Obstbaues. 
1. Beschaffenheit des Bodens und Auswahl der Bäume. 
Pflanze die Bäume in guten, fruchtbaren Boden; nassen Grund 
drainiere, steinigen und festen rigole, je tiefer desto besser. Wähle 
nur Sorten, welche für deine Gegend erfahruugsmäßrg passen, und 
pflanze nicht zu vielerlei derselben.
	        
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