Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

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HL Tages- und Jahreslauf, Fleiß und Frömmigkeit. 
stehen roter Mohn und Rittersporn. Dahinaus ging es über die 
Kohl- und Salatbeete, hinaus in die weite Welt, die uns gehörte, 
soweit sie unseren Blicken offen lag. — Nur aus dem Lande ist 
Frühling! 
Und auch der Samstag-Abend, der einem solchen Sonntage 
vorherging, ist eine freundliche Erinnerung. Ist mir doch heute noch 
der Sonnabend der liebste Tag der Woche mit seinem freien Schul¬ 
nachmittage, mit seinem Feierabenv-Läuten, mit den häuslichen Zn- 
rüstungen und der frohen Aussicht auf den Sonntag, von dem man 
immer etwas Besonderes hofft. A. Stahr. 
62. Der zufriedene Bauer. 
1. Ich bin das ganze Jahr vergnügt. 
Im Frühling wird das Feld gepflügt, 
da steigt die Lerche hoch empor 
und singt ihr frohes Lied mir vor. 
2. Und kommt die liebe Sommerzeit, 
wie hoch wird da mein Herz erfreut, 
wenn ich vor meinem Acker steh' 
und so viel tausend Ähren seh'! 
3. Rückt endlich Jakobstag heran, 
so muß die blanke Sense dran; 
dann zieh' ich froh ins Feld hinaus 
und schneid' und fahr' die Frucht nach 
Haus. 
L Im Herbst seh' ich die Bäume an, 
schau' Äpfel, Binnen, Pflaumen dran, 
und sind sie reif, so schüttl' ich sie; 
so lohnet Gott des Menschen Müh'. 
5. Nun kommt die kalte Winterzeit, 
da ist mein Hüttchen überschneit; 
das ganze Feld ist kreideweiß 
und auf den Wiesen nichts als Eis. 
6. Und kommt der Sonntag dann heran, 
zieh' ich mich nett und reinlich an 
und geh' zur Kirch' in stiller Ruh' 
und hör' der lieben Predigt zu. 
7. Und nach der Kirche sprech' ich dann 
mit manchem braven Nachbarsmann; 
und komm' ich heim, so wird verzehrt, 
was mir der liebe Gott beschert. 
8. So geht's jahrein, jahraus mit 
mir, 
ich danke meinem Gott dafür 
und habe immer guten Mut 
und denke: Gott macht alles gut. 
(Nach Chr. Fr. Dan. Schubart.) 
63. Bon der Arbeit. 
Wer auf ehrliche Weise in der Welt vorwärts kommen will, muß 
arbeiten. Ein Mensch, der arbeiten kann, aber nichts wissen will 
von anhaltender, ernster Beschäftigung, macht sich verächtlich. „Arbeit 
ist des Bürgers Zierde." Arbeiten will gelernt sein. Dazu gehört zu¬ 
allererst Lust und Liebe zur Arbeit. Diese erlangt man dann, 
wenn man denkend arbeitet, d. h. wenn man sich überlegt, wozu die 
Arbeit, die man liefert, notwendig ist, welchen Nutzen sie für die 
Menschen auf der Erde hat. „Das ist's ja, was den Menschen zieret, 
und dazu ward ihm der Verstand, daß er im innern Herzen spüret, 
was er erschafft mit seiner Hand." Verständige Menschen denken 
nicht immer nur an ihre Arbeit, sondern hören auch gerne davon, 
womit sich andere Leute beschäftigen. „Die Nadel in Ehren, sie 
muß viele ernähren." — Nicht alle Arbeiter können in der Industrie
	        
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