Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 
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I. Der Kauernjlaml solili und seht. 
1. Der Dauerànd. 
O Bauernstand, o Bauernstand, 
du liebster mir von allen, 
zum Erbteil ist ein freies Land 
dir herrlich zugefallen. 
Die Hoffart zehrt, ein böser Wurm, 
ein Rost an Ritterschildern; 
zerfallen sind im Zeitensturm 
die reichen Bürgergilden. 
Du aber baust ein festes Haus, 
die schöne, grüne . Erde, 
und streuest goldnen Samen aus 
ohn' Argwohn und Gefährde. 
Hast Gottesluft und Gottesstrahl, 
um eilig zu genesen, 
wenn sich in deine Hürd' einmal 
geschlichen fremdes Wesen. 
Was unsre blöde Welt nicht kennt 
mit ihrem eitlen Treiben, 
wovon im alten Testament 
die heil'gen Männer schreiben: 
Das soll noch oft wie Morgenwind 
um meinen Busen wehen, 
das hab' ich wohl an manchem Kind 
im stillen Tal gesehen: 
Die Demut und die Dienstbarkeit 
der Schönheit und der Stärke, 
die Einfalt, die sich kindlich freut 
an jedem Gotteswerke; 
Der Arm, der harte Erde gräbt 
und Stiere weiß zu zwingen, 
kann wohl, vom Heldengeist belebt, 
mit jedem Feinde ringen. 
Des Jünglings frühe Tüchtigkeit 
in würdigen Geschäften, 
der alten Männer Trefflichkeit, 
bescheiden in den Kräften! 
Wohl manches Zeichen, manchen Wink 
kann man da draußen sehen, 
wovon wir in dem Mauerring 
die Hälfte nicht verstehen. 
Vom Bauernstand von unten aus 
soll sich das neue Leben 
in Adels Schloß und Bürgers Haus, 
ein frischer Quell, erheben. 
Doch eines, liebster, ältster Stand, 
kann größres Lob dir schaffen: 
Nie müßig hängen an der Wand 
laß deine Bauernwaffen! 
Der scharfe Speer, das gute Schwert 
muß öfter dich begleiten, 
um fröhlich für Gesetz und Herd 
und für das Heil zu streiten. 
Zieh fröhlich, wenn erschallt das Horn, 
ein Slurm auf allen Wegen, 
und wirf ein heißes blaues Korn 
dem Räuber kühn entgegen. 
Die Siegessaat, die Freiheitssaat, 
wie herrlich wird sie sprießen! 
Du Bauer sollst für solche Tat 
die Ernten selbst genießen. 
Du frommer, freier Bauernstand, 
du liebster mir von allen, 
dein Erbteil ist im deutschen Land 
gar lieblich dir gefallen. 
Mar von Schenkendorf. 
Po lack, Lesebuch. 
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