Metadata: Lesebuch für die katholischen Wiederholungsschulen Österreichs

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Fleiss und Geéenügsamkeit bleiben schon meistens auf 
PErden nicht unbelohnt; sie helfen einen anständigen Haus- 
stand begründen und führen manchmal sogar zum Uber- 
flusse an zeitlichen Gütern. Dießß alles ist aber für den 
Handwerker nur eine kleine Abschlagszahlung von dem 
unvergleiehbbar höheren Gewinne, welcher ihm bei Gott 
hinterlegt ist, und darauf beruht eben seine innere Kraft 
uud der Segen, der ihn begleitet. Sobald er nicht mehr vor 
allom das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit sucht, än- 
dert sieh diest, und allgemach kKommt man wieder in Zu- 
Stande zurück, welche mit den heidnischen viele Ahnlich- 
keit hahen und siebh auch leider schon sehr fühlhar machen. 
Wenn der Handwerker sich um die ewige Seligkeit, sein 
ewiges Glück, wenig kümmert und Geld und Vergnügen, 
Lustbarkéiten, Aufwand und Luxus seine Losung werden, 
so ist das Handwerk ihm nicht mehr ein von der Vorsehung 
zugetheilter Lebensberuf; es ist inm ein bloszes Mittel, Geld 
du gewinnen. — Er findet aber, dass andeére Leute mehr 
Geld als er und oline Körperliche Arbeit gewinnen; er ver- 
— 
weil er keinen andern Broterwerb zu finden wein. Hierzu 
kommt dann noch das Wirtshaus, der blauc Alontag und 
die sohleohte Gesellschaft. Er macht erst ganz kleine und 
dann grötßzere Sechulden, Kommt in immer ärgere Verlegen- 
heiten und wird immer unzufriedener. Nicht selten zerstört 
er duroh das unordentliehe Leben auch seine Gesundheit. 
Er ist dann schlimmer daran als mancher Sklave, welchem 
wenigstens seine Mahlzeit gesichert ist. und in seinem In- 
uern sieht es wüst' und zerrissen aus:; seine tagliche Arbeit 
duünkt ihm ein schweres Joch; er hat für seinen Lebensberuf 
keine Aehtung und weder auf der Erde noch im Hmmel 
eine Hoffnung. 
So lange die Innungen im Grossen uud Ganzen — Un- 
collkommenheiten hatten sie wie alles Menschlieche — von 
dem Geiste des Christenthums durchdrungen waren, haben 
sie dem Handwerke seine Ehre gesichert und wirksam dazu 
beigetragen, doem Handwerker sammt einom berechtigten 
Selbstgefuhle den Schata der Frömmigkeit, der Genügsam-
	        
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