190 VII. Der Hof und seine Ordnung, die Haustiere und ihre Pflege-
138 (150). Aufschrift für den PferdejialL.
Bergauf — schlag mich nicht!
Bergab — treib mich nicht!
Auf ebenem A)ege — schone mich nicht!
Im stalle — vergiß mich nicht!
Heu und Hafer — versag' mir nicht!
Beines Master — laß fehlen mir nicht!
ITut schwamm und Bürste — versäume mich nicht!
Meiches, trockenes §ager — entzieh mir nicht!
Blatt oder heiß — verlaß mich nicht!
Arank oder kalt — laß frieren mich nicht!
Mit Gebiß und Zügeln — reiß mich nicht!
Bist du zornig — so straf mich nicht!
G. Schäfer, aus „Schutz den Tieren".
139 (151). Denken!
„Es ist merkwürdig, was man bei einer Tierschau für Käuze
trifft," hob der alte Tierarzt an, als er nach des Tages Wanderungen
am runden Stammtisch saß.
Da ist z. B. der Schmutzbauer, der seine Kälber in der Mist¬
grube aufziehen will. Als wir heute zu ihm kamen, wollte er gerade
ein Kalb schlachten lassen. Er jammerte uns eine ganze Litanei
Unglück vor: „Das muß ich metzgen; drei sind mir schon zugrunde
gegangen, und das dort treibl's auch nicht mehr lange, dem tuts die
Milch nicht." Ja, Mann Gottes! sagte ich, die Kälber sind keine
Pilze, die zieht man nicht auf dem Miste. Nimm sie einmal heraus
aus dem Morast von einem Kälberstand und stelle sie auf den trockenen
Holzboden, und dann gib acht, daß die Milchgeschirre rein sind, damit
die Milch nicht sauer werde, dann werden die Kälber die Milch schon
vertragen.
Ein anderer ist der Simpelmaier. Der hat für seine zwei Kühe
einen Stall, in den man gut 10 Stück stellen könnte. Verfüttert
der Mann den zwei „Marterbildern" alle Winter seine 60 Zentner
Heu und bekommt kaum Milch für seine Haushaltung. Ich riet ihm,
den Stall zu unterschlagen und den leeren Platz mit Streu auszu¬
füllen. So verbrauchen die Kühe die Hälfte Heu, bloß um sich warm
zu erhalten.
Am besten hat mir der Lochbauer gefallen! Rennt der Kerl mit
einer Glutpfanne herum und treibt Hexen aus! „Die vermaledeiten
Hexen! Ein Stück um das andere machen sie mir krank," zeterte er
unter Erstickungsanfällen, als wir uns über sein Tun verwunderten.
„Kein Lüftchen lasse ich in den Stall; jede Ritze habe ich doppelt
und dreifach verstopft; es ist so warm wie in einer Backstube, und
doch fehlt immer etwas!" Na freilich, die reinste Hexerei! Pfropft
der gute Mann 13 Stück Vieh in ein finsteres Loch hinein, in dem
kaum 8 Stück viehwürdig untergebracht werden könnten. Ich wollte