274 IX. Der Acker und seine Bearbeitung k.
Man nimmt ein Stück Holzkohle und steckt's auf einen Draht,
zündet es an, daß es ein wenig glimmt, und steckt es so in die Flasche
mit Sauerstoff. Sofort sieht man, wie die Kohle mit wunderbar
lebhafter Flamme darin zu brennen anfängt. Zieht man's schnell
hervor, so glimmt's wieder nur, steckt man's wieder hinein, so flackert's
wieder lebhaft auf, bis die Kohle ganz und gar verzehrt ist. In der
Flasche muß also etwas anderes sein als gewöhnliche Luft.
Wie aber, wenn man viele Kohle zu diesem Versuche nimmt?
Wird sie immerfort so schön verbrennen? Dies wird nicht der Fall
sein. Es wird nur eine bestimmte Masse von Holzkohle in der Flasche
verbrennen, und dann ist es aus; denn es ist kein Sauerstoff mehr
in der Flasche. Wo aber, muß der Unkundige fragen, ist der Sauer¬
stoff geblieben? Und wo ist eigentlich die Kohle geblieben, die darin
rein aufgebrannt? Und endlich, was ist denn jetzt in der Flasche?
Der Kundige antwortet darauf: „Der Sauerstoff ist nicht ver¬
schwunden, und die Kohle ist nicht verschwunden, sondern beides ist
noch immer in der Flasche, und zwar ist jetzt in der Flasche eine neue
Luftart, die man Kohlensäure nennt. Diese Luftart besteht aus
Kohlen- und Sauerstoff, die sich chemisch verbunden haben."
Gewiß wird der Unkundige hierüber staunen und über das, was
man eine chemische Verbindung nennt, eine Aufklärung haben wollen;
denn das muß doch ein ganz eigentümlich Ding sein, wenn es schwarze,
rußige Kohle mit einer klaren, durchsichtigen Luftart, wie der Sauer¬
stoff, so durcheinander arbeiten kann, daß aus beiden zusammen eine
neue Luft wird, die gar nicht ein bißchen rußig ist.
Also, was ist eine chemische Verbindung? — Fast
alle Dinge, die man im gewöhnlichen Leben oder in der Natur zu
Gesicht bekommt, sind nicht einfache Stoffe, sondern sie sind zusammen¬
gesetzt aus verschiedenen Stoffen. Nur einzelne Metalle, wie Gold,
Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Zink usw. sind einfache Stoffe,
Elemente, und kommen im gewöhnlichen Leben vor. Die Chemie
hat sich aber die Aufgabe gestellt, herauszubringen, aus wieviel
einzelnen Stoffen die Welt besieht, und hat zu diesem Zwecke alles,
was nur zu haben ist, der Untersuchung unterworfen. Bei dieser
Untersuchung fand sich dann, daß die vielen Millionen Dinge, die auf
der Erde vorhanden sind, nur aus etwa siebenzig einfachen Stoffen,
die in verschiedener Weise miteinander verbunden sind, bestehen.
Wer in aller Welt würde glauben, daß z. B. Kochsalz aus
zwei Dingen besteht, von denen das eine ein Metall und das andere
eine giftige Luftart ist; und doch ist es so. Das Metall heißt
Natrium und die Luftart Chlor. Diese beiden sind Grundstoffe,
die, wenn sie sich chemisch verbinden, Kochsalz werden.
Salz ist also kein Grundstoff. Aber man glaube ja nicht, daß
aus Natrium etwa nichts weiter gemacht werden könne als Kochsalz,
oder daß das Chlor nur dazu gebraucht würde. Das Natrium ver¬
bindet sich mit vielen anderen Stoffen zu ganz anderen Dingen und
das Chlor nicht minder. Und so ist es mit allen Grundstoffen; sobald
sie sich chemisch mit einem anderen Stoffe verbinden, wird aus ihnen