Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

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barungen getroffen sind. Die Mittelpunkte der Seefischerei liegen vorzugs— 
weise in den kühleren Meeren zwischen Norwegen, Spitzbergen und Nord— 
amerika. Ein uraltes Fischereigebiet bildet das Mittelländische Meer, 
während der Fischreichtum des Indischen Ozeans fast noch unberührt ist. 
Auch Australien kennt keine Großfischerei. Ein Fischereigebiet ersten Ranges, 
in das sich allerdings mehrere Staaten zu teilen haben, ist die Nordsee; 
sie liefert jährlich eine Fischansbeute im Werte von 170 Millionen Mark. 
Die Küstenfischerei wird durch Landesgesetze geregelt. Insbesondere 
sucht man eine rücksichtslose Ausbeutung der Küstengewässer durch geeignete 
Maßnahmen zu verhindern. 
Seitdem sich gezeigt hat, daß Jungfische, besonders von Plattfischen, 
in maßloser Weise vernichtet werden, hat man für den Fang eine gewisse 
Mindestgröße der wichtigsten Fischarten festgesetzt, die Anwendung bestimmter 
schädlicher Fanggeräte verboten und angeordnet, daß Netze und netzähnliche 
Geräte eine gewisse Maschenweite haben müssen, um die jungen Tierchen 
durchschlüpfen zu lassen. Während der Laichzeit der wichtigeren Fischarten 
muß die Fischerei überhaupt ruhen, der abgesetzte Laich darf nicht zerstört 
und auf bestimmten Schonrevieren überhaupt nicht gefischt werden. Trotz 
allen Vorbeugungsmaßregeln werden aber von Jahr zu Jahr Milliarden 
untermäßiger Fische, namentlich Zungen und Schollen, als wertlos ver— 
nichtet oder höchstens als Dünger verwendet. 
Zur Untersuchung der Lebewelt des Meeres und der Entstehungs— 
und Ernährungsverhältnisse der Fische haben die Staaten biologische 
Stationen errichtet, von denen die deutsche sich auf der Insel Helgoland 
befindet. Zur Förderung der Seefischerei stellt die deutsche Reichs— 
regierung jährlich einen Betrag von 300000 Mark zu Verfügung. Der 
Deutsche Seefischereiverein fördert die Interessen der Seefischerei tatkräftig. 
An der norwegischen Küste wird hauptsächlich die Dorschfischerei be— 
trieben. In sehr günstigen Fischjahren werden bis zu 80 Millionen Stück 
gefangen. Der Dorsch kommt in verschiedener Form in den Handel. 
Ausgeweidet und an dolzannn getrocknet, gibt er den Rund- oder 
Stockfisch, eingesalzen den Klipfisch. Die Leber der Dorsche wird zu 
Lebertran verarbeitet. Die Köpfe der Dorsche liefern, getrocknet und 
gemahlen, einen geschätzten Guano, der Rogen wird in großen Mengen 
(bis 60000 BI) gesalzen nach den Mittelmeerländern ausgeführt, wo er 
beim Sardinenfang als Köder Anwendung findet. Die Fischblasen werden 
teils zu Fischleim verarbeitet, teils gehen sie als Gelatine nach den Mittel— 
meerländern, nach Westindien und selbst nach China. Die Zungen der 
Dorsche endlich geben, gesalzen und getrocknet, einen wichtigen Ausfuhr— 
gegenstand nach Spanien, wo sie als Delikatesse verspeist werden. Den 
Heringsfang betreiben die Norweger nur an der Küste in höchst eigenartiger 
Weise. Außer der Sprotte — Brisling — unterscheiden die norwegischen 
Fischer fünf verschiedene Heringsarten. Die zwei Hauptarten des nor— 
wegischen Herings sind der Winterhering des Skagerraks (Osthering) und 
der Frühjahrshering der Westküste, zu dem der Vaarsild, der Storsild, 
der Feldsild und wohl auch der Smaalsild gehören. Die beiden Hauptrassen 
des norwegischen Herings sind von den schottischen vollständig verschieden. 
Seitdem man nach englischem Vorbilde auch deutscherseits Dampfer 
für die Seefischerei ausrüstete, hat sich ein großer Aufschwung der deutschen
	        
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