Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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des Hauses umhertragen, so wird es besser gehen. Bringt mir aber 
übers Jahr das Kästchen wieder zurück!" 
Die gute Hausfrau setzte in das Kästchen ein großes Vertrauen und 
trug es fleißig umher. Als sie den nächsten Tag in den Keller ging, 
wollte eben ein Knecht einen Krug Bier heimlich herauftragen. Als 
sie noch spät bei Nacht in die Küche kam, halten die Mägde sich einen 
Eierkuchen gebacken. Als sie die Stallung durchwanderte, standen die 
Kühe tief im Kot, und die Pferde hatten statt des Hafers nur Heu 
und waren nicht gestriegelt. So hatte sie alle Tage einen Fehler ab¬ 
zustellen. 
Als das Jahr um war, ging sie mit dem Kästchen zum Einsiedler 
und sagte sehr vergnügt: „Alles geht nun besser. Lasset mir das 
Kästchen nur noch ein Jahr, es enthält ein gar treffliches Mittel." 
Da lachte der Einsiedler und sprach: „Das Kästchen kann ich Euch 
nicht lassen; das Mittel aber, das darinnen ist, sollt Ihr haben." Er 
öffnete das Kästchen, und sieh, es war nichts darin als ein weißes 
Papier, aus dem geschrieben stand: 
Soll alles wohl im Hause steh'n, 
So mußt du selber wohl nachseh'n. 
5. Die rechte Hausfrau. 
Dem Vater liegt es ob, aus dem Felde, in der Werkstatt oder im 
Geschäftszimmer angestrengt thätig zu sein, um das zu erarbeiten, was 
zum Unterhalte der Seinigen nötig ist. Aufgabe der Mutter ist es 
dagegen, das vom Manne Erworbene haushälterisch zu verwenden und 
der Familie ein Heim zu bereiten, in dem sie sich wohl fühlen kann. 
Glücklich das Haus, dem eine rechte Frau vorsteht! 
Von früh bis spät ist sie an der Arbeit, die Wohnung rein zu 
halten, dem Staube am Boden und auf den Möbeln zu wehren, die 
Schäden an Kleidern, Wäsche und Vorhängen auszutilgen, jedes Ding 
an den rechten Platz zu stellen und überhaupt all die tausend Kleinig¬ 
keiten zu ordnen, die in einem Haushalte vorkommen und die Tag für 
Tag besorgt werden müssen, wenn das Ganze bestehen soll. 
Sie kleidet sich einfach, aber sauber und achtet darauf, daß auch 
ihre Angehörigen sich nicht über ihren Stand tragen. Die Flickereien 
sowie die Anfertigung einfacher Bekleidungsstücke besorgt sie selber, wobei 
sie schon frühzeitig die Mithilfe der heranwachsenden Töchter in Anspruch 
nimmt; denn sie läßt sich vom Grundsätze leiten, daß die Kinder nicht 
früh genug zur Arbeitsamkeit angehalten werden können und daß man 
keinen Pfennig zum Hause hinauslassen darf, den man selber verdienen kann. 
Den Geschäften in der Küche wendet sie ihre besondere Sorgfalt 
zu. Sie setzt ihren Stolz darein, daß Boden und Wände sauber und
	        
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