Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

Gewebe hinführt. Die feinen Fasern, die von den Häckchcn der Disteln 
aufgerissen wurden, werden dann mit der Schermaschine abgeschoren. 
Durch das Appretieren sucht man den Stoffen die gewünschte 
Glätte zu geben. Sie werden zu diesem Zwecke mit einer Flüssigkeit,, 
worin Leim, Gummi oder Stärke aufgelöst ist, angefeuchtet und dann 
zwischen zwei oder mehreren Walzen hindurch gezogen. Ist eine der 
Walzen heiß, so erhält der Stoff außer der Glätte auch Glanz. Dieser 
Preßglanz ist schön, aber nicht sehr haltbar. Die Stoffe müssen des¬ 
halb mit heißem Wasser oder Dampf durchfeuchtet und dann getrocknet 
werden. Dieses Dekatieren wird schon in der Fabrik, vielfach aber 
auch kurz vor der Verwendung vom Kaufmanne besorgt. 
135; Die wichtigsten Bekleidungsstoffe. 
Die reiche Mannigfaltigkeit der Textilerzeugnisse rührt von der Ver¬ 
schiedenheit des Garnes und seiner Bindung her. 
1. Bei der Wolle hat man Kamm- und Streichwolle zu unter¬ 
scheiden. Die Kammwolle ist lang, schlicht und glänzend. Die Streich¬ 
wolle ist kurz und gekräuselt und giebt dem Tuche ein rauhes Aussehen. 
Leinwandbindig ist das Lodentuch, das aus Streichwolle herge¬ 
stellt, stark gewalkt und gerauht, aber nicht geschoren ist. Was man 
gewöhnlich Tuch nennt, oder stärker im Faden Satin, oder als Über¬ 
zieherstoff Eskimo, sind ebenfalls aus Streichwolle gefertigte leinwand- 
bindige Wollgewebe. Hierher hat man auch den Flanell und den im 
Faden stärkeren Molton sowie die Lüst erstoffe zurechnen; jene sind 
gerauht, aber nicht geschoren; diese bestehen aus Kammwolle und sind da¬ 
her glatt und glänzend. Die Winterstoffe Ratine, Floconne, Perle 
und Velours haben besonders starken Faden, sind dicht gewoben und stark 
gewalkt und gerauht. Köperbindige Wollstoffe sind z. B. der Buckskin 
in Streichgarn und die aus Kammwolle hergestellten Kammgarnstoffe. 
Letztere werden nicht gewalkt und gerauht, aber appretiert. Kaschmir 
ist ebenfalls ein geköperter Wollstoff, jcdocb ohne Appretur. Die Atlas¬ 
bindung wird nur zur Herstellung besonders feiner Tuche angewendet. 
2. Auch die Baumwollstoffe kommen in allen drei Webarten 
vor. Unter den leinwandbindigen sind der Kattun und die elsäffer 
Zen g le die bekanntesten. Die Kattune werden auf einer Seite gefärbt, 
indem man die Farben durch Walzen aufdruckt; sie heißen deshalb auch 
Druckkattune. Die Zeugle dagegen sind im Faden gefärbt und haben 
gestreifte oder karierte Muster. Ebenfalls leinwandbindig ist der stark 
appretierte Perkal mit feinem und der Cretonne mit stärkerem 
Faden; ferner Schirting, der leicht ist und viel zu Hemden benützt 
wird, Nanking, der entweder von Natur gelb oder in dieser Weise 
gefärbt ist, Baumwollflanell, der auf einer Seite stark gerauht ist.
	        
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