Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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lässig denen beizustehcn, welche der Hilfe bedürfen. Furchtlos sehen wir 
sie in Hospitälern und Krankenhäusern thätig, selbst den Schrecken des 
Schlachtfeldes bieten sie Trotz und lassen sich nicht zurückhalten, Ver¬ 
wundete zu pflegen und Sterbenden Trost zu bringen. Auch bei uns 
in Deutschland hat es nicht an solchen Samariterinnen gefehlt, die ihre 
Fürsorge den Elenden und Verstoßenen zuwendeten. Es bestehen zahl¬ 
reiche Vereine zur Bewahrung von Kindern und zur Wiederaufrichtung 
gesunkener Menschen durch Verhinderung des Rückfalls in ihr früheres 
Verbrecherleben. 
Zu den barmherzigen Schwestern Deutschlands ist die edle Amalie 
Sieveking (geb. 1794, gest. 1859) zu rechnen. Als im Jahre 1831 
die Cholera, dieser schreckliche Würgengel, Europa durchzog und sich der 
verkehrsreichen Hansestadt Hamburg näherte, da meldete sich die fein¬ 
gebildete, vermögende, einer der ersten Familien der Stadt angehörende 
Amalie als Krankenpflegerin, und sie hat treu ausgehalten in diesem 
selbstgewählten Benrfe, bis die Seuche erlosch. Dann gründete sie einen 
Verein von Frauen für Armen- und Krankenpflege, dem sie mit un- 
ermüdeter Gewissenhaftigkeit von 1832 bis 1859 vorstand. 
Unendlich vielen hat sie geholfen und in den verschiedensten Rich¬ 
tungen sich nützlich gemacht. Für hilfsbedürftige Mitmenschen sorgen 
und schaffen zu können, war ihr Hauptbestrebcn. Darin allein fand sie 
Befriedigung. Sie schrieb: „Ich besitze in meiner Stellung als Vor¬ 
steherin einen schönen, und ich glaube es sagen zu dürfen, einen immer 
mehr sich erweiternden Wirkungskreis. Das Vertrauen meiner Mit¬ 
bürger, in dem ich mich sehr glücklich fühle, weist mir für meine Kräfte, 
so weit sie irgend reichen, genügenden Spielraum an. Ich finde eine 
liebe Erholung darin, daß meine Thätigkeit von den verschiedensten 
Menschen und in der verschiedensten Weise in Anspruch genommen wird, 
daß ich ziemlich betrachtet werde als eine, die nicht sich selber angehört, 
sondern die von Gott berufen ist, eine Dienerin zu sein allen denen, 
die ihres Rats und ihrer Hilfe bedürfen." 
Das Andenken der edlen Menschenfreundin lebt noch heute in oer 
dankbaren Erinnerung der Einwohner Hamburgs fort. 
45. Wenn du noch eine Mutter hast. 
Wenn du noch eine Mutter hast, 
So danke Gott und sei zufrieden; 
Nicht allen auf dem Erdenrund 
Ist dieses hohe Glück beschieden. 
Wenn du noch eine Mutter hast, 
So sollst du sie mit Liebe pflegen, 
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