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Preise verkaufen muß, verdiene ich weniger daran als der große
Fabrikant. Das ist der Grund, weshalb so viele Handwerker
nicht mehr vorwärts kommen." Mahraun.
Lies in dem Volkswirtschaftlichen Lesebuche: 1. Arbeit, 3. Arbeitskraft und Arbeitslust.
48. Die Arbeitsgenossenschast der Menschen.
Die schönste Mahlzeit des Tages ist doch der Morgenkaffee.
Kommt man aus dem Bette, so bedarf der Magen nach dem langen
Fasten einer Anregung, und der warme Trank ist ihm eine will¬
kommene Gabe. Er muß so schnell wie nur möglich genossen werden,
damit man nicht zu spat zur Arbeit kommt. Manchmal sind
die Brötchen nicht so recht nach meinem Geschmack. Der liebe,
gute, alte Bäckermeister meint dann freilich, er sei unschuldig, der
Müller habe ihm schlechtes Mehl geliefert. Wollte man dann
bei diesem nachfragen, so würde es wieder heißen, daß der ver¬
gangene nasse Sommer das Getreide zum Auswachsen gebracht
habe, und aus solchen Körnern sei mit dem besten Willen kein
gutes Mehl zu liefern. Schon aus diesen Anführungen
erkenne ich, daß doch eine ganze Reihe von Voraus¬
setzungen eintreffen und daß viele Arbeiten geschehen müssen,
bevor ich die so geliebte Morgensemmel genießen kann. Wir
müssen da beim Landmanne anfangen, der das Weizenkorn in die
Erde säet. Aber dieser wird allein nicht fertig. Zur Bestellung
des Feldes braucht er Pflüge, Eggen, Säemaschinen, und es gehört
die Arbeit vom Schmied und Stellmacher dazu, ehe diese Geräte
vorhanden sind. Der Schmied bedarf wieder des Eisens, das der
Bergmann aus der Erde holt und das dann von verschiedenen
anderen Leuten weiter verarbeitet wird. Er kann ohne Kohle
nichts schaffen; denn diese erst bringt das Eisen in den glühenden
Zustand, in dem er es mit Hammer und Zange auf dem Ambosse
bearbeiten kann. Der Stellmacher muß sich vom Holzhändler
Bretter kaufen, und dann muß er sich Werkzeuge anschaffen, wie
Hobel, Beile, Messer aller Art usw. Zum Ziehen seiner Maschinen
hält sich der Landwirt Tiere, zu deren Führung er Knechte und
Mägde haben muß. Ist dann die Frucht unter Zuhilfe¬
nahme der von vielen Leuten hergestellten Gegenstände in den
Boden gebracht, dann müssen die im Boden vorhandenen Kräfte
das Samenkorn zum Keimen und zur vollen Entwicklung als
Pflanze bringen. Und es find dann gesegnete Tage, wenn der
Schnitter mit der Sense hinaus zieht und später auf dem hochge¬
ladenen Wagen die Ernte in die Scheuer schafft, wo kräftige Leute
mit dem Dreschflegel die Körner aus ihrer Hülle hervorholen.
Natürlich war für die Herstellung der Sensen. Sicheln und Wetz¬
steine, der Wagen, Dreschflegel. Wurfschaufeln und Siebe eine
lange Reihe von Arbeiten nötig.
^ Das gedroschene^ Getreide kommt nun erst in die Hände des
Müllers. Auch dieser bedarf der Hilfe vieler Leute, bevor er sein
Bodesohn-Wüster, Lesebuch. 2. Aufl.
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