Werk nur beginnen kann. Maurer, Zimmerleute und Handwerker
aller Art müssen ihm das Haus herstellen, in welchem der Mühlen¬
bauer das eigentliche Mahlwerk anlegt. Soll die Mühle aber
klappern, so müssen in den dazu geeigneten Steinbrüchen fleißige
Leute die Mühlsteine brechen und bearbeiten. Der Weber muh
vielemale das Schiffchen hin und her werfen, bevor die Leinwand
für den Beutel und die Säcke fertig ist, und dann darf auch der
Siebmacher mit den Sieben nicht ausbleiben. Das fertige Mehl
kommt endlich zum Bäcker. Dieser hat sich rechtzeitig vom Tischler
hölzerne Tröge anfertigen lassen. Der Ziegelstreicher und der
Steinbrecher haben ihm die Steine geliefert, aus denen der
Maurer den Backofen gebaut hat. Der Bergmann fördert oft
unter Lebensgefahr die Kohle an das Tageslicht, und der Holz¬
hauer schlägt das Holz im Walde, damit der Ofen geheizt werden
kann, und wir dürfen auch den Salzsieder nicht vergessen, der die
unvermeidliche Würze liefert.
Wer sich das alles so recht überlegt, der bekommt Respekt.
Die Arbeit von Hunderten geschickter Menschen war nötig, ehe ich
mir das Brötchen schmecken lassen konnte. Und alle diese Leute
muhten fleihig ihre Pflicht erfüllen; denn wollte der Müller seine
Mühle stehen lassen, so könnte der Bäcker mit dem besten Willen
kein Brot liefern. Die Leute müssen ihre Tätigkeit auch gut ver¬
richten. Ein schlecht gearbeiteter Pflug, ein mangelhaft herge¬
stellter Mühlstein, ein nicht richtig gebauter Backofen hindern das
Gelingen des Werkes und lassen das Brot nicht gedeihen. Wie es
beim Brote ist, verhält es sich bei jedem anderen mensch¬
lichen Werke. Dieses Bewuhtsein erhebt uns. Denn wir
fühlen uns da inmitten einer gewaltig grohen Gemeinschaft,
in der jeder seine Hände rührt und seinen Geist anstrengt,
um etwas Brauchbares fertig zu stellen, nicht für sich, sondern für
andere, die der von ihm hergestellten Güter bedürfen. Es ist ein
großer Zug. der durch diese gewaltige Arbeitsgemeinde geht. Denn
wer da fleihig schafft, der denkt nicht an sich selbst, sondern er ist
bestrebt, Dinge herzustellen, die seiner Mitmenschen Bedürf¬
nisse in bestmöglicher Weise befriedigen können. Und jeber ist
bestrebt, dem Nächsten für sein Leben oder seine Arbeit die besten
Produkte zu liefern. Eine ungeheuere Summe von geistiger An¬
strengung und körperlicher Kraft kommt da jede Stunde auf dein
Erdenrunde zur Anwendung, und wir selbst sind Glieder dieser
gewaltig grohen Gemeinschaft.
Dieses Bewußtsein muh uns freilich auch mit Bescheidenheit
erfüllen. Denn das Stückchen Arbeit, welches wir zum Gelingen
des grohen Werkes beitragen können, ist verschwindend klein im
Verhältnisse zu dem Arbeitsergebnisse der Gesamtheit. Und die
Geringfügigkeit der eigenen Arbeitsleistung führt uns recht
lebendig vor die Augen, wie wir in jedem Dinge von der Arbeit
unserer Mitmenschen abhängig sind. Es gibt nichts, gar nichts,
was wir allein herzustellen vermöchten, und selbst in den kleinsten