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Hingabe desselben kann man sich diejenigen Dinge verschaffen,
die wir zur Befriedigung unserer Bedürfnisse haben müssen.
Lies Mahraun: Geld. Preis, Goldwährung. o. Pache.'
„ v. Polenz: Der Büttnerbauer.
61. Wo und wie unser Papiergeld gemacht wird.
1. D ie Papierfabrik.
Spechthausen ist seiner wertvollen Erzeugnisse wegen „be¬
kannt im ganzen Reiche" und weit über dessen Grenzen hinaus.
Wir waren drei Wanderer auf unserm Spaziergang von
Eberswalde bis Spechthausen. Freund M. hatte einen Besuch bei
dem ihm bekannten Buchhalter der Spechthausener Papierfabrik
vorgeschlagen. Bald betraten wir dessen schöne Wohnung, und der
Buchhalter, Herr F., erschien selbst. „Wir möchten gerne sehen,"
so begrüßte ich ihn, „wie Tausendmarkscheine gemacht werden!"
„So!" meinte Herr F., „da könnte ein jeder kommen und sich dann
gleich ein paar solcher hübschen Bilder mitnehmen wollen. Meine
Herren, das weiß ich selbst nicht; und wenn ich's wüßte, sagte ich's
nicht; denn das ist Staatsgeheimnis."
Herr F. erzählte uns, wie Spechthausen der Fürsorge und
dem Scharfblick Friedrichs des Großen die Gründung seiner Papier¬
fabrik verdankt und wie sich dieselbe im Laufe der Zeit ent¬
wickelt hat.
Er lud uns zu einem Besuch der Fabrik.
„Die Papierfabrikation," begann er, während wir den Fabrik¬
hof betreten, „ist an sich sehr einfach. Jeder, der sie einmal mit
Aufmerksamkeit verfolgt, behält sie zeitlebens. Grund dafür find
die starken Sinneseindrücke, die man dabei erhält." Der Sinn der
letzten Worte erschloß sich mir sofort, als wir den duftigen Lum¬
penlagerraum betraten. Bon hier stiegen wir auf der
breiten Holztreppe hinauf in den Lumpensortiersaal. Auf
jedem der zahlreichen Sortiertische war ein großes Messer senk¬
recht befestigt, über welchem die Arbeiterin die Lumpen zerriß, die
Nähte auftrennte und die Lappen säuberte. Dann flog das zer¬
rissene Stück, je nach seiner Herkunft von Flachs. Hanf oder Baum¬
wolle. ob blau, rot oder weiß, ob von starkem oder feinem Geweve
in einen der bereitstehenden Kästen. „Die genaue Unterschei¬
dung der Pflanzenfasern in den Geweben," erklärte Herr F..
„ist keine leichte Sache. Von 30 Arbeiterinnen finden sich
höchstens zwei, die mit aller Bestimmtheit Lein- und Vaumwollen-
faser unterscheiden können. Die einzelnen Sorten, einige 60 an
der Zahl. werden im obersten Stockwerk bis zu ihrer Verwendung
aufbewahrt." Wir traten gegenüber ein.
„Dieser Raum" — Herr F. öffnete ihn — „enthält einen
Wolf, keinen der Menschen frißt, aber einen, der Lumpen zer¬
reißt. Das besorgen eiserne Messer und Klopfer, die den Staub
lose machen und die Lumpen in dieses zylinderförmige Sieb be-