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fördern. Bei der Umdrehung desselben wird der Staub hinaus¬
geschleudert und . . ."
„Hilfe, der Himmel stürzt ein!" schrie ich und war mit einen,
kühnen Seitensprunge bei der Tür. „Augen zu! Stehen bleiben!"
befahl F. „Damit Sie nachher nicht wieder so erschrecken, sehen
Sie sich dieses Loch gleich an. Hier hindurch fallen die sortierten,
zerschnittenen und entstaubten Lumpen in den Lumpenkocher,
zu dem ich Sie jetzt führe."
Wir stiegen in das tiefere Stockwerk. Hier drehte sich eine
riesige, eiserne Hohlkugel langsam um ihre Achse; daneben gab ein
ebenso großes Ungeheuer seinen durchfeuchteten Inhalt von sich
„Je nach Art der Lumpen ist die Kochzeit und der Zusatz von ge¬
branntem Kalk verschieden," erläuterte F.
Arbeiter waren damit beschäftigt, die gekohlten, weißlich¬
grauen Lumpen in hölzernen Tragkörben nach dem sogenannten
Holländer zu befördern. In diesen Riesenwaschfässern wird
das Wasser durch ein Schaufelrad in fließender Bewegung er¬
halten. Die Lumpen werden hier weiter gereinigt, mehr zer¬
schnitten und in eine schneeige Masse verwandelt. Das unreine
Wasser fließt ab. während aus der andern Seite ebensoviel reines
Wasser zufließt. „Auch hier," meinte F., „ist die Reinigung noch
keine vollkommene. Sie erfolgt erst in einem andern Holländer,
in dem Chlorkalk die Masse bleicht. Nach bestimmter Zeit über¬
gibt dieser Bleich Holländer seinen völlig weißen Inhalt
großen ausgemauerten Gruben, aus denen das reine Wasser unten
abfließt, während die dicke Masse, Halbzeug genannt, zurückbleibt."
„Ein Unkundiger", scherzte M., „könnte sie leicht für weißen Käse.
Quark, halten".
„Bis hierher wurde jede Lumpensorte," fuhr F. fort, „für
sich allein behandelt. Je nach der herzustellenden Papiersorte
werden nun die verschiedenen H a l b z e u g m a s s e n in einem
Holländer gemischt. Hier wird noch blauer Farbstoff, Leim.
Zellulose (Pflanzenfaser) und Kaolinerde (Porzellanton) hinzu¬
gesetzt, und das G a n z z e u g , die vollständig zubereitete Papier-
masse, ist fertig."
Mit diesen Worten ließ uns Herr F. in einen geräumigen
Saal treten, um uns die Papiermaschine zu zeigen. Ohren¬
betäubender Lärm empfing uns. Das größte Geräusch verursachte
die Verteilungsbütte mit ihrer unaufhörlich seitlich schüt¬
tenden Bewegung. Diese verfolgte den Zweck, den Papierstoff in
einer überall gleichmäßig dicken Schicht auf ein endloses
Metallsieb zu bringen, um hier das Wasser abtropfen zu
lassen und dann die Masse weiter zu befördern. Über verschiedene
Saugeapparate und endlose Filztücher lief das
Papier weiter, bis es plötzlich beim Hinübergleiten über den
Luftsaugeapparat trocken erschien. Auf einmal ver¬
schwand die Papierbahn zwischen zwei Walzen, deren ge¬
meinsame Arbeit dem Papier Glätte verlieh. Rur mit großer