den seit 74 Sert. sich beschränkte und zugleich mit
den kilikischen Piraten wie mit dem politischen
Könige Mithridates Verbindungen anknüpfte, ohne
jedoch zu wünschen', daß für Rom dadurch ein
Nachtheil erwüchse. In Rom fürchtete man be¬
reits den Anmarsch beider von Norden her gegen
Italien und dachte mit Schrecken an die Zeit
Hannibals zurück. Pint. Sert. 8. 23. Man sühlte
die Opfer dieses furchtbaren Krieges sehr drückend
nud sandte zur rascheren Beendigung desselben
Verstärkungen zum Heere des Pomp. Sert. war
inzwischen, da Pomp, einen Preis ans seinen Kopf
gefetzt hatte, von Mistrauen nicht ganz unberührt
geblieben, Unruhen brachen gegen ihn aus, er
verlor trotz mancher glorreicher Kämpfe immer
mehr Boden, und von einem seiner eignen Leute,
dem Lieberläufer Perpeuna, der sich von Pomp,
hatte ersaufen lassen, verrathen, fiel er im Jahre
72 zu Os ca durch Meuchelmord. In ihm starb
einer der edelsten und größten Männer, die Rom
hervorgebracht hatte. Kaum sonnte man die Römer,
Denen sich Hispanien nun unterwerfen mußte,
Sieger nennen. Flut. Sert. 25. Pomp. 20. Veil.
Pat. 2, 30. Sali. hist. 3, 43. App. Hisp. 101.
1 Servi, der allgemeine Name der röm. Sklaven;
als Diener hießen sie famuli (daher die zu Einem
Hanse gehörenden eine familia), im häuslichen
Leben pueri, als sachliches Eigenthum mancipium.
Die Sklaverei entstand 1) durch Geburt von einer
Sklavin, 2) durch Verlust der früheren Freiheit,
a) durch Kriegsgefangenschaft, denn die Gefangenen
wurden von Staatswegen sub basta oder sub
corona (mit einem Kranz aus dem Kopse) ver¬
kauft, b) Durch Verkauf besten, der sich dem Census
(incensus, s. b.) ober bem Kriegsbienst entzog,
e) Durch Verkauf Des addictus von Seiten Des
Gläubigers, f. Manns iniectio, d) Durch Eon-
bemnatiou zum Tobe, beim vor Der Hinrichtung
wurde jeDer Freie Sklave. Die Sklaverei hörte
auf Durch manumissio (s. D.), Durch Die Staats-
behörDcn, z. B. zur Belohnung für Die Anzeige
2 eines Verbrechens u. s. w. — Der Herr, welchem
Der Sklave Durch Die Geburt angehörte, oDer
welcher Denselben Durch Kauf erworben hatte (von
SklaveuhäiiDlern, mangones), hatte über ihn
Eigenthumsrecht, wie über eine Sache (Daher man¬
cipium), und konnte Den Sklaven willkürlich ver¬
kaufen, martern, tobten, bis bie lex Petronia
(s. D.) unb mehrere Gesetze bes Autoninus Pins
sowie einige SConss. bie Willkür des Herrn be¬
schränkten, so daß er wegen Tödtung bes Sklaven
zur Strafe gezogen würbe. Was der Sklave er¬
warb, gehörte seinem Herrn, mit Ausnahme des
peculium (s. d.), seine Vergehungen richtete ur¬
sprünglich der Herr (bie Strafen waren Verwei¬
sung auf bas Laub in bas ergastulum, Arbeit
in dem pistrinum, Schlüge mit Ruthen oder
Riemen, Brandmarkung, Kreuzigung und grau-
same Mishandlungeu), die größeren später bie
Obrigkeit ausschließlich. Die Lage bes Sklaveu
war sonach sehr hart, doch wurde sie in der älteren
Zeit durch die Sitte gemildert, und der Censor
bestraste schlechte Behandlung der Sklaven. —
3 Der Name der servi war ost ihrer Heimat ent¬
lehnt, z. B. Pbryx, Cappadox, Syrus, oder von
alten Helden, wie noch jetzt in Amerika, Achilles,
Priamus, Pollnx it. dgl., von Pflanzen und Stei¬
nen, wie Amiantus, Sardouyx. Vor Alters nannte
man manche nach bem Herrn, z. B. Gaipor, b. H.
Gai puer, Lucipot it. s. w. Die meisten stammten
aus Gallien, Hispanien, Griechenlaub, Asien; bie
Aetbiopes waren sehr begehrt. — Vor Alters
aßen sie mit dem Herrn gemeinschaftlich, später
bekamen sie monatlich oder täglich ein gewisses
Deputat an Getreibe, Feigen, Oliven, Wein unb
Essig (demensum). Die Kleibung war von ber
ber armen Bürger nicht verschieden und bestand
in einer groben, dunkelfarbigen Tunica. Die alte
Anhänglichkeit und Treue, welche die Sklaveu iit
den meisten Familien mit dem Herrn verbunden
hatte, wurde in den Zeiten des wachsenden Sitten-
verderbnisses immer seltener, die Sklaven waren
gegen die Herren erbittert und erregten daher
mehrmals Ausstände und Empörungen. War der
Herr von einem Sklaveu ermordet worden, so
wurden nach alter Sitte (oder Senatsconsult)
sämmtliche Sklaven, die zur Zeit der That unter
demselben Dache gewesen, mit dem Tode bestrast
(Tue. ann. 14, 42 f., vgl. Cic. ad fam. 4, 12.). —
Die verschiedenen Classen der Sklaven.
Während in der alten Zeit die Sklavensamilie
klein gewesen war, hatte man später in den vor¬
nehmen Häusern ganze Schaaren, greges ancilla-
rum, legiones mancipiorum, so baß sie in decu-
riae eingetheilt wurden, unb baß nomenclatores
nicht entbehrt werben konnten. In Rücksicht auf
Den Aufenthalt in ber Stabt ober auf ben Villen
unb Latifundien zerfiel bie Sklavensamilie in eine
urbana unb rustica, nach Rang unb Beschäfti¬
gung aber gab es 3 Classen: 1) Ordinarii
|tnb bie bonestiores, mit bem Vertrauen bes Herrn
beehrt mtb mit ber Aussicht über bas Hauswesen,
©affe u. s. w. beauftragt. Diefe hielten sich auch
vicarii, b. h. eigene Sklaven zu ihrer Unter¬
stützung. Unter beit Orbinarien steht oben an
ber procurator (Verwalter bes Vermögens, ber
Güter), bann ber actor (f. v. a. villicus, Auf¬
seher unb Verwalter ber Villa), dispensator
(Eassesührer, s. Dispensator), atriensis, welcher
vor Alters mit bem procurator unb dispensator
ibentisch war, s. Atriensis. Hieher gehören
auch ber cellarius ober Proüiautmeister, bie ne-
gotiatores, welche für ben Herrn Geschäfte in ber
Provinz machten, bie insularii, welche ben Mieth-
zins in ben großen Mietshäusern (s. Insula)
einnahmen, enblich die wissenschastlich oder künst¬
lerisch gebildeten Sklaven, nämlich bie für Bau
und Schmuck des Hauses sorgten (fabri, tectores,
pictores, caelatores, statuarii, pavimentarii,
topiarii, viridarii, aquarii, sculptores lt. a.),
bie über die Bibliothek und die Kunstsachen ge¬
setzt waren und bie Corresponbenz bes Herrn
besorgten (a bibliotbeca, a statuis, literati,
anagnostae, amanuenses, notarii, 1 ibrarii, ab
epistulis), bie Erzieher unb Begleiter bet Kinder
(paedagogi) und die Hausärzte (medici). Tiefer
standen jebenfalls bie nur zur Belustigung die¬
nenden Sklaven, wie die sympboniaci, die Gla¬
diatoren, Mimen, Schauspieler, Seiltänzer (pe-
tauristae, fuuambuli, seboenobatae) und die
mißgestalteten moriones (s. d.) unb nani (s. D.). —
2) Die Vulgares verrichteten gemeine Dienste
in unb außer bem Hanse, wie ber ianitor ober
ostiarius (s. D.), bie cubicularii (welche bie Gäste
anmelbeten), bie zahlreichen Sklaven, welche bem
Herrn bei bem Ausgehen folgten (pedisequi),