Full text: Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten

170 
2. Die Dampfheizung ist für größere Räume am zweckmäßigsten, 
weil sie eine gleichmäßige Temperatur erzeugt und nicht mit Rauch 
oder schädlichen Dämpfen verbunden ist. Besonders ist sie auch für 
Fabriken angezeigt, die durch die Beschaffenheit der Arbeit feucht 
sind. 
3. Das Tageslicht darf weder mangelhaft noch zu grell sein. 
Die Scheiben müssen so angebracht werden, daß sie die Sonnen¬ 
strahlen nicht zu sehr vereinigen und dadurch die Wärme in den 
Räumen nicht unnötig erhöhen. Die Lage der Fenster nach Norden 
ist überall vorzuziehen, wo ohnehin große Hitze durch die Arbeit ent¬ 
wickelt wird. Die jetzt vielfach eingeführte Einrichtung, wonach die 
Arbeitsräume mit einem schiefen, nach Norden gelegenen Glasdache 
(Schattendache) versehen werden, hat sich überall, besonders in 
Spinnereien, Webereien und Färbereien, bewährt. 
4. Zur künstlichen Beleuchtung eignen sich Gasglühlicht und 
elektrisches Licht am besten. 
5. Stets werde die größte Reinlichkeit beobachtet. 
6. Ein Ausscheuern des Bodens und ein Tünchen der Wände 
muß wiederholt im Jahre geschehen. 
7. Badeeinrichtungen (Dampfbäder, Wannenbäder, Brausen und 
Duschen) sollten in größeren Anlagen niemals fehlen, da Rein¬ 
haltung des Körpers eine Hauptbedingung zur Erhaltung der Ge¬ 
sundheit ist. 
8. Die Aborte müssen allen Anforderungen der Gegenwart ent¬ 
sprechen und in hinreichender Anzahl und Trennung vorhanden sein, 
wenn beide Geschlechter in Fabriken beschäftigt sind. 
9. Tag- und Nachtarbeit ist unzulässig. Nur der Wechsel von 
Arbeit und Ruhe kann die Gesundheit erhalten. Arbeiter, die während 
des Tages arbeiten, dürfen nie zu Nachtarbeiten herangezogen werden. 
Ein Überarbeiten ist nicht nur für den Arbeiter schädlich, sondern auch 
für den Fabrikanten nicht gewinnbringend. Bei mäßiger Arbeit wird 
mehr geleistet, als bei Überanstrengung der Arbeiter. 
10. Art und Dauer der Arbeit. Akkordarbeiten heben die sittliche 
Kraft und das Interesse des Arbeiters für seinen Beruf; sie gewöhnen 
an Fleiß und Pünktlichkeit und sind nur dann nicht zulässig, wenn es 
sich um die Herstellung explosiver Stoffe handelt, weil hier durch über¬ 
eiltes Reiben und Stoßen am leichtesten Entzündungen herbeigeführt 
werden. Einen Normalarbeitstag seitens des Staates vorzuschreiben, 
wird stets auf große, schwer zu überwindende Schwierigkeiten stoßen, 
weil die Industrie viel zu sehr von den Zeitereignissen und vielen 
Zufälligkeiten abhängt, so daß zu einer Zeit die Bestellungen sich häufen 
und zur anderen die Nachfragen gering sind. Demgemäß wird auch 
bald mehr, bald weniger fertiggestellt; folglich werden auch die Arbeits¬ 
zeiten verschieden sein. Die Folgen einer vernünftigen Herabsetzung 
der Arbeitszeit sind größere Leistungen und ein besserer Verdienst. 
Nach Paulick.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.