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Handelsverkehr deutlich erkennen, denn im Jahre 1896/97 hob sich
in Hamburg die Einfuhr aus den preußischen Häfen von 5 Mill.
auf 12% Mill. Mark und die Ausfuhr ebendahin von 22% Mill.
auf 26% Mill. Mark. Eine noch bedeutendere Steigerung erfuhr
der Verkehr mit den russischen Ostseehäfen. l Aus V°ig.s s-s-buch.
160. Die deutsche Schiffahrt im neunzehnten Jahrhundert.
Vorausschauend betonte schon der Große Kurfürst, daß Schiffahrt
und Handel die vornehmsten Säulen des Staates sind, und nach den
Worten unseres Kaisers ist „unser Deutsches Reich ein Weltreich ge¬
worden. Tausende von deutschen Landsleuten wohnen in allen Teilen
der Erde, und deutsche Güter, deutsches Wissen und deutsche Betrieb¬
samkeit gehen über den Ozean". Darum können wir Deutsche uns
glücklich schätzen, daß wir mit einer mächtigen Handelsflotte und einer
aufblühenden Kriegsmarine dies Wachstum deutschen Einflusses über
die Meere hin stützen und schützen können. Konnte in früheren Zeiten
von deutscher Schiffahrt kaum geredet werden, so hat uns das neun¬
zehnte Jahrhundert nicht nur ihre Gründung gebracht, sondern
auch die gewaltigsten Umgestaltungen gezeitigt, indem man von der
Segelschiffahrt zur Verwendung der Dampfkraft und von der vor¬
wiegenden Küstenfahrt in der Ostsee ?um Kreuzen aller Meere haupt¬
sächlich von der Nordsee aus fortschritt und von gelegentlichen Fracht-
fahrten zur Einrichtung regelmäßiger Personen- und Frachtdampfer¬
linien überging.
Bereits im Anfange des 19. Jahrhunderts wurden ziemlich regel¬
mäßige Fahrten für Post-, Personen- und Frachtbeförderung zwischen
Hamburg und Newyork mit amerikanischen Segelschiffen eingerichtet.
Die Anbahnung des transozeanischen Verkehrs auch zwischen den übrigen
norddeutschen Seestädten und den unabhängig gewordenen Staaten
Nordamerikas war erfolgt. Bremer Kaufherren entsandten tüchtige
Söhne ihrer Vaterstadt in die jung aufblühenden Handelsorte jenseits
des Meeres, und immer zahlreicher liefen die amerikanischen Kauffahrer
in unsere Nordseehäfen ein. Damit war der Lebenskeim der deutschen
Seeschiffahrt gegeben, der die Kräfte unerschöpflichen Wachstums und
wetterfester Dauer in sich trug. In feste, staatlich gesicherte Bahnen
gelangten die beiderseitigen Handelsbeziehungen 1827 mit dem Abschluß
des Schiffahrtsvertrages, in dem die ausbaufähige Grundlage der Ent¬
wicklung der hanseatischen Flagge zu erblicken ist. In jener Zeit trat
der Schiffsbau in das Zeichen des Dampfes ein, und damit war ein
mächtiger Hebel zur Entfaltung des Überseehandels wirksam geworden.
Beanspruchte die Überfahrt eines gewöhnlichen Segelschiffes
mehr als fünfzig Tage, kürzte ein Schnellsegler diese Zeit auf
etwa 33 Tage, so dauerte die Fahrzeit eines Dampfers etwa 14 Tage.
1836 wurde von der Hamburger Firma Sloman eine Schiffahrtslinie
nach Newyork ins Leben gerufen. Im Jahre 1847 ging als der erste
der Dampfer „Washington" von Bremen nach Newyork in See.