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Durch die Klöster wurden die Deutschen vielfach erst mit dem Acker¬ 
bau bekannt; durch sie kamen noch viele unbekannte Kulturpflanzen in 
das Land; durch sie wurden öde, unwirtliche Gegenden in lachende Auen 
und fette Weiden verwandelt. Eine ganz besondere Sorgfalt widmeten 
die Klosterbewohner dem Weinbau. Die vorzüglichsten Rebgelände in 
Deutschland gehörten nicht allein den Klöstern, sondern waren auch von 
ihnen angelegt. 
Aufmunternd wirkten die Klöster auch auf die notwendigsten Gewerbe. 
Die Bereitung des eigentlichen Bieres aus Malz von Gerste oder Hafer 
und Hopfen scheint von den Klöstern ausgegangen zu sein, ebenso die 
^Destination und Herstellung verschiedener alkoholischer Getränke. Da sie 
ihre Mühlen nicht einzig für den Hausbedarf oder den ihrer Angehörigen 
beschäftigen konnten, so versandten sie das Mehl und wohl auch andere 
Erzeugnisse der Landwirtschaft in entferntere Gegenden. Zu diesem Zwecke 
betrieben sie die Schiffahrt und legten Wege an oder verbesserten die 
bestehenden. 
Bis zum 11. Jahrhundert gingen fast alle industriellen Erfindungen 
und Verbesserungen von den Klöstern aus; die wissenschaftliche Technik 
wurde dort noch niehrere Jahrhunderte lang ausschließlich gepflegt, und 
die ganze gewerbliche und sogar künstlerische Thätigkeit verrät lange Zeit 
den Einfluß des Klosters. Hier konnten sich die Gewerbe am besten ent¬ 
wickeln; denn hier kam ihnen die ganze Wissenschaft, worüber das Zeit¬ 
alter verfügte, zu Hilfe. Chemie, Physik und Technik wurden dort getrieben 
und äußerten bald ihren Einfluß auf die Gewerbe. Aus den Klöstern ging 
die Arbeit frei hervor, um sich dann in den Städten unter dem Schutze der 
Vereinigungen der Gewerbetreibenden zur großen Industrie anszubilden. 
Betrachten wir einmal eine Klvsterwerkstätte, wie sie zum Segen 
des deutschen Gewerbes, der Wissenschaft und Kunst z. B. in Heiligen¬ 
kreuz bei Wien, in Reichenau im Bodensee oder in Tegernsee sich ent¬ 
faltete und wirkte. 
Zuerst wurde gezimmert nitb gemauert, um das Gotteshaus und die 
eigene Heimstätte zu errichten. Schmuck- und kunstlos waren die ersten 
Klöster und Gotteshäuser, zu welchen Glocken aus Eisenblech die Gläubigen 
riefen. Erst allmählich wurden die Glockentürme und später die Kirchen 
und Klöster selbst aus Mauerwerk hergestellt und kunstvoll verziert. In 
letzteren war stets ein größerer Raum, eine Werkstätte, in der die Mönche 
ihre Geschicklichkeit in der Herstellung von verschiedenen Gerätschaften be¬ 
thätigten und auch andere darin unterrichteten. Da wurde genäht und 
geschustert, gehobelt und geleimt, gezimmert und gefeilt; da wurden aber 
auch feine Arbeiten in Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Holz und Stein 
hergestellt; da wurde die Kenntnis der Griechen von allerlei Farben und 
.Farbenmischungen, der Toskauer Bereitung der Emaille, der Araber Kunst 
im Treiben, Gießen und Ziselieren der Metalle, die Gefäßbildnerei und 
der Elfeubeiuschuitt der Italiener und die Glasmalerei der Franzosen 
gelehrt und geübt. Dabei wurde mit bewunderungswürdiger Sorgsamkeit 
und Gewissenhaftigkeit, mit mühseliger Genauigkeit und Zierlichkeit gearbeitet. 
Eine der Hauptbeschäftigungen in den Klosterwerkstätten war das 
Bücherschreiben. Zu diesem Zwecke wurde zunächst aus den Häuten von 
Tieren das Pergament zugerichtet und zwar mit den einfachsten Mitteln, 
oft so weiß und dünn, wie jetzt unser feinstes Postpapier. Dann wurden 
Schürmann u. Windmöller, Lehr-u. Leseb. f. Fortbildungs-u. Gewerbesch. I. B. 19
	        
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