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mit Österreich zur Anerkennung zu bringen. Nachdem er von April 1859
bis zum Frühjahr 1862 als Gesandter in Petersburg und sodann kurze
Zeit als Botschafter in Paris thätig gewesen war, berief ihn der König
Wilhelm I. im September 1862 an die Spitze des Ministeriums. Jetzt
kamen schwere Jahre für ihn, da die Mehrheit der Abgeordneten die zur
Durchführung der vom Könige geplanten Umgestaltung des Heeres erforder¬
lichen Geldmittel verweigerte, und alle Anstrengungen Bismarcks, eine
Verständigung zwischen Regierung und Volksvertretung zustande zu bringen,
ohne Erfolg blieben. Die trüben Tage aber währten nicht lange, denn
nach den glänzenden Erfolgen seiner ebenso kühnen wie besonnenen Politik
in oen beiden Kriegen von 1864 und 1866 erntete er, was er früher mit
eiserner Beharrlichkeit gesäet hatte, er wurde zum volkstümlichsten Mann
in Deutschland. Als die Kriegserklärung Frankreichs im Jahre 1870
ben Norden und Süden Deutschlands einigte, als nach jenen unvergleich¬
lichen Waffenerfolgen Elsaß und Lothringen an Deutschland zurückfielen,
dem sie einst in der Zeit seiner Ohnmacht entrissen worden waren, als
das neue Deutsche Reick) hergestellt wurde, da ward er vom Kaiser Wilhelm
als deutscher Reichskanzler an die Spitze der Regierung gestellt, und die
Gnade seines Königs erhob ihn in den Fürstenstand. Seitdem hat das
Deutsche Reich sich über zwei Jahrzehnte eines ungestörten Friedens zu
erfreuen gehabt; es ist der bewunderungswürdigen Geschicklichkeit des
Reichskanzlers sogar gelungen, Österreich die schmerzliche Erinnerung an
Königgrätz vergessen zu lassen und zwischen Deutschland, Österreich und
Italien ein Bündnis zustande zu bringen, das wohl stark genug ist, mut¬
willigen Ruhestörern in Europa mit Gewalt ihr Handwerk zu legen.
Es kann an dieser Stelle die Riesenarbeit nicht dargestellt werden,
welche Fürst Bismarck in langer angestrengter Thätigkeit als des Kaisers
pflichtgetreuester „erster Diener" für die Unabhängigkeit, Einheit, Freiheit
und den inneren Ausbau des Deutschen Reiches geschaffen hat; das deutsche
Volk aber wird in ihn: allezeit einen seiner größten Männer verehren,
der Glicht nur als Staatsmann durch ein außergewöhnliches praktisches
Geschick, rascheste Geistesgegenwart, durchdringende Schärfe des Verstandes,
trefflichste Menschenkenntnis, gewaltige Redegabe, strenge Unterordnung
unter die Ziele seines Kaisers, sondern and; als Mensch durch die Tiefe
seines Geniüts, offene männliche Geradheit, echte Frömmigkeit, köstlichen
Humor und höchste Liebenswürdigkeit im Privatleben ausgezeichnet ist.
2. Was Bismarck dem Staatswesen, das war der Feldmarschall, Graf
Hellmut von Moltke dem Heer. Wie Stein, Scharnhorst und Gneisenan
hat ihn das weitere deutsche Vaterland dein engeren Kreise Preußens
zugebracht. Geboren am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg,
hatte er zu Kopenhagen im Kadettenhanse seine Jngendbildnng empfangen,
war aber dann (wie einst Blücher aus dem schwedischen Dienst) 1822 aus
bem dänischen in den preußischer! Kriegsdienst übergetreten, hatte die
Kriegsakademie in Berlin besucht und war dann als Lieutenant irr ein
Infanterie-Regiment eingetreten. In den folgenden Jahren lebte er sehr
eingezogen und beschäftigte sich aufs ernstlichste mit den Militärwissenschaften,
der Geschichte und den neueren Sprachen. Die Thätigkeit int großen
Generalstabe, in den er 1832 berufen ward, eröffnete ihm weitere Bahnen.
So konnte er 1835—1839 die europäische und asiatische Türkei bereisen
und seine hier gesammelten Erfahrungen in kriegswissenschaftlichen Arbeiten