Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

No. 46. 47. 
Volkswirtschaft. 
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Ähnlich ist es beim Uhrmacher, Hutmacher u. a. Doch giebt es neben 
der Arbeit, welche die Maschine besorgt, noch eine lange Reihe von 
Arbeitsleistungen (und zwar nicht bloß Ausbesserungen), welche allein 
die menschliche Hand fertig zu stellen vermag. — Zudem verlangt die 
wachsende Kultur die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse in im¬ 
mer neuen, besseren Formen. Daraus hat sich neben dem einfachen 
Handwerk das „Kunstgewerbe" entwickelt. In diesem ist dem Gewerbe 
ein großer Fortschritt erwachsen. Der Unterschied ist leicht zu erkennen, 
wenn man z. B. ein gewöhnliches Trinkglas mit dem geschlistenen und 
geschnittenen KristaUbecher, die einfache Leinwand mit dem gestickten Ba¬ 
tist, das grobe Wolltuch mit dem kostbaren Kaschmirshawl, das Töpfer¬ 
geschirr mit dem vergoldeten und bemalten Porzellan, das einfache Haus¬ 
geräte mit dem stilvollen der neuen Zeit vergleicht. Bei dem Knnst- 
gewerbe wird nicht nur eine größere Geschicklichkeit vorausgesetzt, sondern 
es ist auch ein höherer Grad geistiger Anstrengung erforderlich; der 
Kleingewerbetreibende wird Künstler, das Handwerk wird Kopfwerk. 
Diese Entwicklung des Handwerks in unserer Zeit fordert auch eine 
gründlichere Ausbildung der heranwachsenden Jugend. Man spornt 
die Lehrlinge durch außerordentliche Bemühungen, durch Ausstellungen 
von Lehrlingsarbeiten an und gründete entsprechende Schulen, beson¬ 
ders Fachschulen, in denen eine allseitige wissenschaftliche und prak¬ 
tische Ausbildung in dem erwählten Beruf angestrebt wird. 
Dabei muß sich freilich auch der Handwerker der Neuzeit an¬ 
schließen und von den Hilfsmitteln derselben Gebrauch machen. Dies 
geschieht bei vielen Handwerkern in ausgedehnter Weise. Der Schneider 
hat seine Nähmaschine, der Metzger seine Wurst- und Fleischhack¬ 
maschine, der Mechaniker sein Lokomobil u. drgl. NachO.Pacheu.w.Rehien. 
47. Das Grostgrwrrbr. 
Ä^it der Dampfmaschine entwickelte sich das Handwerk zum Großbetrieb. 
Um die Maschinen aufstellen und eine bedeutende Anzahl von Arbeitern unter¬ 
bringen zu können, sind große Räume nötig. Man nennt diese Häuser 
Fabriken. In denselben entwickelt sich ein reges Leben. Dem leitenden Fa¬ 
brikanten stehen Beamte aller Art zur Seite, die als Techniker, Musterzeichner, 
Werkführer, Monteure u. drgl. thätig sind. Kaufmännisch gebildete Leute 
pflegen den schriftlichen Verkehr mit den Kunden und führen die Bücher des 
Geschäfts. Die Arbeiter sind in mehrere Gruppen geteilt, von denen jede
	        
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