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Volkswirtschaft.
No. 48.
Geld in gleichmäßigen und gleichwertigen Stücken hergestellt wurde;
deshalb nahm die Regierung die Beschaffung der Geldstücke des Landes
in die bfand. Man nannte die Einteilung der Münzen, die Bestimmung
der Gewichtsmengen in edlem Metalle, den Münzfuß. Diese von der
Obrigkeit geprägten Münzen wurden das gesetzliche, darum wahre
Zahlungsmittel; so entstand der Ausdruck Währung, der also das
Geld in seiner Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel bezeichnet.
Zn früherer Zeit benützte man zur Herstellung von Geld hauptsächlich
Silber. Zufolge der Ausbeutung der Silberminen f)erus und Mexikos
sank allmählich der Wert des Silbers, so daß ums Zahr (800 der
Wert von (5 kg- Silber — ( kg Gold angenommen wurde, während
früher das Verhältnis des Werts beider Metalle wie (0 zu ( war.
Da aber auch im Lauf der Zeit der Goldbestand sich vermehrt hatte,
so führten verschiedene Länder, und unter diesen auch Deutschland, die
Goldwährung ein, so daß die Goldmünzen als gesetzliches Zahlungs¬
mittel gelten, während Silbermünzen nur als Scheidemünze in be¬
schränkter Anzahl geprägt werden und auch die Pflicht zur Annahme
derselben nur bis zwanzig Mark sich erstreckt. Durch die Möglichkeit,
Silbermünzen jederzeit gegen Goldmünzen einzulösen, behält unser
Silbergeld trotz seiner geringwertigen Ausprägung stets den Nennwert.
Bei der Silber Währung sind Silbermünzen gesetzliches Zahlungs¬
mittel; neben denselben laufen auch Goldmünzen, aber zu stets wech¬
selndem Rurs. Doppelwährung (Bimetallismus) giebt es eigent¬
lich nur auf dem (?apier, in Wirklichkeit nicht. Bei derselben darf
Gold und Silber in einem durch das Gesetz zwischen beiden Edelmetallen
bestimmten Wertverhältnis ausgeprägt werden. Bei einer kleinen Ab¬
weichung von jenem gesetzlich bestimmten Wertverhältnis geht das im
Werte steigende Edelmetall aus dem Lande, und es bleibt nur die ein¬
fache Währung des geringwertigen Metalls, bsätten alle Länder gleiche
Währung, so würden die Verhältnisse einfach liegen; so aber herrscht
große Verwirrung im internationalen Verkehr.
Deutschland hat einen Münzumlauf von 2500 Millionen in Gold,
500 Millionen in silbernen Scheidemünzen (20 j?fg., 50 j)fg., ( M.,
2 M., 5 M.), ¿(00 Millionen in alten Thalern und (20 Millionen in
Reichskassenscheinen (gedeckt durch den Rriegsschatz im Zuliusturm zu
Spandau), zusammen also über 5500 Millionen Mark, eine Verdoppe¬
lung gegenüber dem Zahr (87( mit nur (700 Millionen, von den
(^ Milliarden, welche sämtliche Rulturstaaten als Goldvorrat besitzen,
kommt auf Deutschland nahezu ein viertel.
Trotzdem das Metallgeld für den Verkehr im Verhältnis zu den
früheren Tauschmitteln eine große Erleichterung war, erwies es sich doch