Wissenschaftliche Grundlagen des Bergbaues
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bracht. Sie sind zusammengesetzt aus Platten, welche den Sohllederlappen
eines breiten Stiefelabsatzes gleichen. Eine mit Gesteinsmasse ausgefüllte
Röhre scheint den „Absatz" zu durchdringen. Die Wissenschaft hat diesen
Gebilden die Namen „Geradhorn" (Ortdoeoras) und „Krummhorn" (Cyr-
toceras) gegeben, weil vollständige Exemplare derselben Ähnlichkeit
mit geraden oder auch mit gebogenen Hörnern haben (Abb. 24 a, b, e,
S. 100). Auch diese Gebilde sind Überbleibsel von gewissen Meeresbewoh-
nern, welche man „Kopffüßer" (Oepdalopocksn) nennt. Der Leib dieser
Tiere gleicht einem Sacke, der Kopf ist umgeben von 8 oder 10 Fang¬
armen, welche sowohl zum Ergreifen der Nahrung, als auch zur Orts¬
bewegung dienen, daher der Name Kopffüßer. Die Kopffüßer besaßen
ein röhrenförntiges, durch Scheidewände in Kammern eingeteiltes Ge¬
häuse, welches bei einigen Arten gerade gestreckt, bei anderen gebogen,
bei wieder anderen gar schneckenförmig aufgerollt war (Abb. 25, S. 100).
Die äußere (größte) Kammer bewohnt das Tier: sämtliche übrige Kam-
mertt sind mit Luft gefüllt, sie erleichtern das „Boot" und ermöglichen so
das Schwimmen. Ein von einer kalkigen Röhre umgebener Sehnenstrang,
welcher die Scheidewände durchsetzt, vermittelt die Verbindung des Tieres
mit den Luftkammern. — Obschon in Versteinerungen Tausende von Arten
der Kopffüßer bekannt sind, so leben heutzutage doch nur sehr wenige
derselben. Von besonderer Wichtigkeit ist der im Stillen Ozean und im
Indischen Ozean wohnende dlautilrw oder das Schiffsboot. Nur durch
genaue Beobachtung dieses jetzt noch lebenden Kopffüßers ist es möglich
geworden, die seltsamen Formen der Gehäuse vorweltlicher Kopffüßer zu
verstehen.
2. Nicht so fremdartig als die bisher betrachteten Versteinerungen er¬
scheinen uns die mannigfaltigen Formen von Sch neckeng eh äusen,
welche in den Schichten unseres Kalkgebirges aufbewahrt sind. In den
„Roten Bergen" sind manche Arten auch dieser Petrefakten gefunden wor¬
den. Fast 10 em hoch und fast 5em dick ist ein Schneckengehäuse, welches
den Namen „Großlippe" oder Naeroedeilus führt (Abb. 26). Turbo
schwelmensis, d. i. „Schwelmer Kreiselschnecke, hat die Wissenschaft (Pro¬
fessor Knyser) ein zierliches Schneckengehäuse genannt, dessen Windungen
mit starken Höckern versehen sind (Abb. 27, S. 101). Schlanke, spitze Türm¬
chen bilden verschiedene Arten von Murchisonien (Abb. 28 und 29, S. 100).
Eine Muschel von sehr regelmäßig herzförmiger Gestalt kommt in
faustdicken Exemplaren vor. Die Schalen derselben finden sich auch ein¬
zeln. Sie sind auffallend dick und besitze,: einen sehr kräftigen Schalen¬
verschlußapparat; die eine Schale trügt einen starken Zapfen, welcher in
eine Grube der anderen Schale eingreift. Wegen des großen, zahnförmigen
Zapfens hat diese Muschel den Ramm „Großzahn" (Megalodon) (Abb. 30,
S. 101) erhalten. Von anderen Muscheln der „Roten Berge" sei nur
noch die konische Herzmuschcl (6onoearäium) genannt (Abb. 31).
Große Ähnlichkeit mit Muschelschalen haben die Schalen der Arm¬
füßer oder Brachiopoden. Während man jedoch bei den Muscheln eine
rechte und eine linke Schale unterscheiden kann, muß man bei den
Armfüßern die eine Schale als obere, die andere als untere Schale