140
III. Abschnitt
ten hat hohen Glanz und starken Lichtreflex, das sogenannte „Feuer",
im Gefolge. Aber der Diamant bricht auch die im weißen Lichte gemischten
farbigen Strahlen sehr verschieden, und diese Zerlegung des weißen Lichts
macht sich durch die in geeigneter Beleuchtung von ihm ausgehenden roten,
gelben, grünen und blauen Lichter kenntlich. Geschliffene Diamanten vom
reinsten Wasser (Durchsichtigkeit) haben auch das höchste Feuer und
Farbenspiel.
Etwas zweifelnd darf man den Behauptungen gegenübertreten, daß
der Diamant im Finstern von selber leuchte, wenn er vorher lebhaft vom
Lichte bestrahlt war. Diese Erscheinung muß selten auftreten; denn Nach¬
prüfungen ergeben in der Regel negative Resultate. Dagegen tritt sie bei
elektrischer Erregung oder durch Reiben des Diamanten auf Tuch oder
Holz auf.
Eine wichtige Eigenschaft des Diamanten ist seine hohe Härte. Diese
bedingt auch seine technische Verwertung. In der Härte wird der Diamant
kaum von einem andern Stoffe völlig erreicht. Er wird nur vom Dia¬
manten selbst mit gutem Erfolge angegriffen. Zum Vergleich sei ange¬
führt, daß er unter gleichen Umständen den gleichen Schleifmitteln 800 mal
größeren Widerstand leistet als Quarz und 140 mal so großen Widerstand
als Schmirgel. Zugleich gestattet er viel feinere und sorgfältigere Arbeit
nebst Schonung des Materials. Als eine Folge des Kristallbaues ergibt
sich die Tatsache, daß der Diamant in verschiedenen Richtungen etwas
verschiedene Härte zeigt. Beim Schleifen von Diamanten muß dieser
Härteunterschied wohl beachtet werden.
2. Bezüglich der Frage, wie und wo kommt der Diamant vor, und
was lehrt uns sein Vorkommen über seine Entstehung, ist von Interesse,
daß der Diamant nicht allein in allen Weltteilen und Zonen unserer Erde
vorkommt, sondern sich auch auf fremden Weltkörpern vorfindet, von
denen gelegentlich Stücke als Meteorsteine auf unsere Erde fallen. Ein
solcher 1886 im Gouvernement Perm vom Himmel gefallener Stein ent¬
hielt etwa lo/o Diamant. In Meteoreisen aus Arizona, Ungarn und
anderen Orten wurde auch Diamant nachgewiesen; er ist darin wohl bei
der Erstarrung des früher glutflüssigen Eisens ausgeschieden worden.
Dieses Vorkommen im Meteoreisen diente Moissan als Vorbild bei seiner
künstlichen Darstellung von Diamanten. Das von ihm erfundene Ver¬
fahren besteht darin, daß geschmolzenes Eisen bei sehr hohen Temperaturen
(gegen 30000) mit Kohle gesättigt und dann plötzlich abgekühlt wird.
Durch den beim Erstarren eintretenden Druck wird ein geringer Teil des
Kohlenstoffs als Diamant ausgeschieden.
3. Schon lange geübt ist der Gebrauch des Diamanten zum Schneiden
von Glas. Die Schneide soll hierbei aus einer leidlich scharfen, natür¬
lichen Kante bestehen, welche von gekrümmten Flächen gebildet ist. Nur
dann entsteht bei richtiger Führung ein feiner Sprung im Glas, an dem
es gebrochen werden kann. Spitze Dianmnten werden zum Schreiben,
Zeichnen, Gravieren, Lithographieren auf harten Gegenständen, rotie¬
rende Spitzen oder mit Diamantpulver bestrichene Rädchen oder Spitzen
zum Gravieren und Bohren sowie zur Herstellung von geschnittenen