Aus dem praktischen Betrieb des Bergbaues
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ist. Hierbei wird ein Teil der Lagerstätte in den „Örtern“ ab¬
gebaut, während ein anderer Teil in Gestalt von Sicherbeits-
pfeilern zur Unterstützung des hangenden Deckgebirges angebaut
wird, d. h. stehen bleibt. Im Kalisalzbergbau hat man, weil diese
Sicherheitsmaßregel als unzureichend sich erwiesen hat, neuerdings
noch eine wirksamere Schutzmaßregel gegen den Zusammenbruch
der Lagerstätten und des überlagernden Gebirges eingeführt, die
darin besteht, daß man die Weitungen vor ihrem Verlassen wieder
verfüllt, mit Steinsalz oder anderem minderwertigen Material
„versetzt“. Dieses Verfahren gestattet gleichzeitig einen angesichts
des hohen Wertes der Kalisalze erwünscht erscheinenden vollstän¬
digeren Verhieb der Lagerstätte. Eine andere Eigenart weist die
Ökonomie des Kalisalzbergbaues insofern auf, als das Zudringen
von Süßwassern zu den leicht löslichen Salzlagern mit peinlichster
Sorgfalt verhütet werden muß. Das Durchsinken der wasserführen¬
den Deckschichten muß daher durch wasserdichte Schächte erfol¬
gen und auch beim Ausbeuten der Lagerstätte das Anritzen der¬
selben peinlich vermieden werden. Schon viele Salzbergwerke und
damit beträchtliche Kapitalien sind dem grimmigen Feinde Wasser
zum Opfer gefallen.
Dem Siedereibetriebe liegt das Prinzip zugrunde, daß
durch Erhitzung der Sole das in derselben enthaltene Wasser zum
Verdampfen und dadurch das Chlornatrium zur Ausscheidung in
feste Form gebracht wird. Hierbei ergibt sich außerdem eine
Trennung der übrigen in der Sole chemisch gelösten und mecha¬
nisch beigemengten Bestandteile von dem Chlornatrium. Die
Operation zerfällt der Zeit und den durch die Erhitzung der Sole
herbeigeführten Wirkungen nach in zwei im Betriebe voneinander
getrennte Abschnitte, das „Stören“ und das „Soggen“. In der
Störperiode wird die Sole auf den ihrer künstlich erhöhten Tem¬
peratur entsprechenden Sättigungsgrad gebracht, wobei diejenigen
Salze, welche schwerer als das Chlornatrium löslich sind, infolge
der Wasserverdampfung sich niederschlagen. In der Soggeperiode
wird durch Fortsetzung der Verdampfung das Kochsalz zur Aus¬
fällung gebracht. Der Prozeß wird damit eingeleitet, daß die Sole
bis zur Siedehitze erwärmt und sodann unter fortgesetztem leb¬
haften Sieden und andauernder Abscheidung von Schaum und
Schlamm so lange frische Sole aufgegeben wird, bis die Pfanne
mit Sole von dem der Temperatur entsprechenden Sättigungs¬
grade gefüllt ist. Das Stören und Soggen kann in der nämlichen
Pfanne oder getrennt in besonderen „Stör- und Soggepfannen“
vorgenommen werden. Letzteres empfiehlt sich namentlich bei
unreineren Solen und für den Fall, daß man feines Qualitätssalz
erzeugen will. Man dampft dann die Sole in der Störpfanne
so lange ein,“ bis der erste Chlornatriumniederschlag, der noch
Verunreinigungen durch fremde Stoffe enthält, ausgefallen ist, und
führt sie dann in die Soggepfanne über, wo dann erst das reinere