Full text: Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen

Aus dem praktischen Betrieb des Bergbaues 
215 
ist. Hierbei wird ein Teil der Lagerstätte in den „Örtern“ ab¬ 
gebaut, während ein anderer Teil in Gestalt von Sicherbeits- 
pfeilern zur Unterstützung des hangenden Deckgebirges angebaut 
wird, d. h. stehen bleibt. Im Kalisalzbergbau hat man, weil diese 
Sicherheitsmaßregel als unzureichend sich erwiesen hat, neuerdings 
noch eine wirksamere Schutzmaßregel gegen den Zusammenbruch 
der Lagerstätten und des überlagernden Gebirges eingeführt, die 
darin besteht, daß man die Weitungen vor ihrem Verlassen wieder 
verfüllt, mit Steinsalz oder anderem minderwertigen Material 
„versetzt“. Dieses Verfahren gestattet gleichzeitig einen angesichts 
des hohen Wertes der Kalisalze erwünscht erscheinenden vollstän¬ 
digeren Verhieb der Lagerstätte. Eine andere Eigenart weist die 
Ökonomie des Kalisalzbergbaues insofern auf, als das Zudringen 
von Süßwassern zu den leicht löslichen Salzlagern mit peinlichster 
Sorgfalt verhütet werden muß. Das Durchsinken der wasserführen¬ 
den Deckschichten muß daher durch wasserdichte Schächte erfol¬ 
gen und auch beim Ausbeuten der Lagerstätte das Anritzen der¬ 
selben peinlich vermieden werden. Schon viele Salzbergwerke und 
damit beträchtliche Kapitalien sind dem grimmigen Feinde Wasser 
zum Opfer gefallen. 
Dem Siedereibetriebe liegt das Prinzip zugrunde, daß 
durch Erhitzung der Sole das in derselben enthaltene Wasser zum 
Verdampfen und dadurch das Chlornatrium zur Ausscheidung in 
feste Form gebracht wird. Hierbei ergibt sich außerdem eine 
Trennung der übrigen in der Sole chemisch gelösten und mecha¬ 
nisch beigemengten Bestandteile von dem Chlornatrium. Die 
Operation zerfällt der Zeit und den durch die Erhitzung der Sole 
herbeigeführten Wirkungen nach in zwei im Betriebe voneinander 
getrennte Abschnitte, das „Stören“ und das „Soggen“. In der 
Störperiode wird die Sole auf den ihrer künstlich erhöhten Tem¬ 
peratur entsprechenden Sättigungsgrad gebracht, wobei diejenigen 
Salze, welche schwerer als das Chlornatrium löslich sind, infolge 
der Wasserverdampfung sich niederschlagen. In der Soggeperiode 
wird durch Fortsetzung der Verdampfung das Kochsalz zur Aus¬ 
fällung gebracht. Der Prozeß wird damit eingeleitet, daß die Sole 
bis zur Siedehitze erwärmt und sodann unter fortgesetztem leb¬ 
haften Sieden und andauernder Abscheidung von Schaum und 
Schlamm so lange frische Sole aufgegeben wird, bis die Pfanne 
mit Sole von dem der Temperatur entsprechenden Sättigungs¬ 
grade gefüllt ist. Das Stören und Soggen kann in der nämlichen 
Pfanne oder getrennt in besonderen „Stör- und Soggepfannen“ 
vorgenommen werden. Letzteres empfiehlt sich namentlich bei 
unreineren Solen und für den Fall, daß man feines Qualitätssalz 
erzeugen will. Man dampft dann die Sole in der Störpfanne 
so lange ein,“ bis der erste Chlornatriumniederschlag, der noch 
Verunreinigungen durch fremde Stoffe enthält, ausgefallen ist, und 
führt sie dann in die Soggepfanne über, wo dann erst das reinere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.