Full text: Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen

Sittliche und wirtschaftliche Grundlagen des Bergmauusstandes 37 
gliedern und bereit Angehörigen geben, müssen die in den sozialen 
Versicherungsgesetzen vorgeschriebenen Mindestleistungen errei¬ 
chen.*) Vielfach geben die Knappschaftsvereine jedoch höhere Un¬ 
terstützungen, als vom Gesetze unbedingt verlangt wird. Die Pen¬ 
sionskassen der Knappschaftsvereine müssen bei eingetretener Un¬ 
fähigkeit zur Berufsarbeit eine lebenslängliche Invalidenrente ge¬ 
währen; ferner eine Pension für die Witwe ans Lebenszeit oder bis 
zur Wiederverheiratung, eine Beihilfe zur Erziehung der Kinder 
verstorbener Mitglieder und Invaliden bis zur Vollendung des 
vierzehnten Lebensjahres, und einen Beitrag zu den Begräbnis¬ 
kosten der Invaliden. Die Ansprüche eines Mitgliedes auf Unter¬ 
stützung gehen durch eitlen Wechsel der Arbeitsstätte nicht verloren: 
die von ihm bisher gezahlten Beiträge werden von dem neuen 
Knappschaftsvereine, dessen Mitglied er nach dem Umzug wird, an¬ 
gerechnet. 
Den: Bergmamre soll eben das Recht ans die durch seine intb 
der Werksbesitzer Beiträge ermöglichten Leistlingen des Knapp¬ 
schaftsvereins als Rechtsanspruch gewahrt bleiben. Daher ist ihm 
auch ein Beschwerderecht gegen die Entscheidungen der einzelnen 
Knappschaftsvorstände über die beanspruchte Unterstützung sowie die 
Möglichkeit der Anrufung eines Schiedsgerichts oder des Ober¬ 
schiedsgerichts itl Knappschaftsangelegenheiten gegeben. 
Außer für die Fälle von Krallkheit intb verminderter Erwerbs¬ 
fähigkeit (Invalidität) ist auch für Unfälle Vorsorge getroffen. 
Träger der Unfallversicherung ist die K tl a p p s ch a f t s - Berufsge¬ 
nossenschaft, die in Berlin ihren Sitz hat und in acht Sektionen 
alle knappschaftspflichtigen Gebiete des Deutschen Reiches umfaßt. 
886 000 Mitglieder sind tu 166 Kassen in Deutschland versichert. 
Die Summe der Ausgaben dieser Kassen überstieg von 1885 bis 1910 
428 Millionen Mark. 
Für Westfalen ist besonders zu erwähnen der Allgemeine Knapp¬ 
schaftsverein in Bochum*), dessen Krankenkasse im Jahre 1910 über 
351 000 Mitglieder und über 17,78 Mill. M. Ausgaben aufwies, 
während die Ausgaben der Pensions- und Unterstützungskasse 19 
Mill., die der Invaliden- und Alterskasse 5,7 Mill. M. überstiegen. 
Dr. H. ©estrig, teilweise nach dem Wörterbuch der Volkswirtschait (Verlag von 
Gustav Fischer in Jena, 3. Ausl, 1912, Artikel „Bergarbeiter"). 
20. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des 
Bergbaues. 
1. Durch den Bergbau weiden Mineralien aus ihrer Lager¬ 
stätte im Erdboden losgelöst, damit sie zu irgendeinem Zwecke 
verwendet werden können. 
Der Bergbaubetrieb beruht auf verschiedenen Voraussetzun¬ 
gen : einmal müssen Mineralien vorhanden sein, dann Menschen, 
die deren bedürfen und denen die Mineralförderung lohnend er¬
	        
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