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II. Abschnitt
durch das Siemenssche Regenerationssystem noch ergänzt und ver¬
vollkommnet." So kam es, daß seit langem die Produktion deutscher
Eisenerze den Bedarf des vaterländischen Groß- und Kleingewerbes
nicht allein (nur zu 4/5) decken kaun, andererseits der Mehrwert, wel¬
chen die deutsche Arbeit durch Veredelung des bou auswärts massen¬
haft bezogenen Rohstoffes (siehe unten!) erzielt, eine stark fließende
Quelle für unseren Volkswohlstand geworden ist. Auch hier mögen
einige Zahlen sprechen:
Die Eisenerzförderung im deutschen Wirtschaftsgebiet er¬
gab für das Jahr 1910 etwa 28,7 Million Tonnen im Werte von
über 107 Million Mark, über Deutschland stehen nur die Vereinig¬
ten Staaten von Amerika, deren Eisenerzgewinuuuq etwa das Dop¬
pelte beträgt; Englands Ziffer ist etwa um 13 Million Tonnen klei¬
ner als die Deutschlands.
Deutschlands Roheisenerzeugung belief sich für 1912 auf an¬
nähernd 17,8 Millionen Tonnen, gegen 14,8 Mill. t im Jahre 1910
mit einem Werte von 802 Million Mark. In den Vereinigten Staa¬
ten von Amerika wurden 27 Millionen Tonnen, in England 10
Millionen Tonnen Roheisen erzeugt, so daß Deutschland hier an
zweiter Stelle steht.
Wie gewaltig sich die deutsche Eisenindustrie im letzten halben
Jahrhundert entwickelt hat, geht am besten daraus hervor, daß sie
im Jahre 1850 noch nicht einmal 300000 t Roheisen erzeugte, eine
Menge, die die deutsche Hochofenindustrie heute in neun Tagen be¬
wältigt.4)
An Fluß eisen wurde für die deutsche Stahlindustrie eine
Jahresproduktion von 14 Millionen Tonnen angegeben.
Der inländische Roheisenverbrauch belief sich auf 14,1 Mill.
Tonnen oder 218 leg auf den Kopf unserer 65 Millionen Menschen
betragenden Bevölkerung.
Dr. H. Gehrig, teilweise nach ..Gruber, Deutsches Wirtschaftsleben", und nach dem
Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich.
Deutsche Kraft in Geist und Hand, deutscher Fleiß und deutsche Kunst,
gehen über Meer und tand hoch im preis und hoch in Gunst.
Fr. Stillcke.
22. Bergrecht und Bergbauverwaltung.
1. Allgemeine Grundsätze. Im Mittelalter hatte in
Deutschland nur der König das Recht, die wichtigen Mineralien
bergmännisch zu gewinnen. Dieses „Bergwerkseigentum", welches
also von dem Eigentum und dem Nutzungsrecht des Grundstück-
eigentümers getrennt ist, konnte er an andere verleihen. Nur die so
1) Volkswirtschaftliches Jahrbuch der Stahl- und Eisenindustrie. 1912. Ver-
lags-Jndustriegesellschaft Berlin. S. 92. Statistiken auch im Jahrbuch für den
Oberbergamtsbezirk Dortmund. Verlag Baedeker in Essen.