Full text: Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen

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III. Am eignen Herd 
Dadurch kann in wenigen Sekunden die Gefahr beseitigt werden. Man 
unterscheidet drei Grade von Verbrennungen. Entweder ist 1. die Haut 
nur einfach geröiet. oder 2. auf der geröteten Haut sind größere und 
kleinere mit Flüssigkeit gefüllte Blasen vorhanden, oder 3. die Haut 
siebt weiß aus. weil sie durch hoben Hitzegrad vollständig ertötet ist. 
Manchmal ist sie sogar schwarz. Dann ist bereits Verkohlung erfolgt. 
Bei einfacher Hautröte wendet man Külte an, indem man den 
verbrannten Körperteil in kaltes Wasser legt oder kalte Umschläge 
macht. Sind Blasen vorhanden, so sticht man sie mit einer reinen 
Nadel ans, wodurch ihr Inhalt ausläuft, entfernt sie aber nicht voll¬ 
ständig, da die Oberhaut (Epidermis) die beste Schutzdecke für das ver¬ 
brannte Hautgewebe abgibt. Auch hier und ebenso bei dem dritten 
Grade der Verbrennung paßt bis zum Eintreffen des Arztes vorläufig 
ein kalter Umschlag. Man kann auch Lint oder Borlint in kaltes 
Wasser tauchen und auf den verbrannten Teil legen. Die Gefähr¬ 
lichkeit einer Verbrennung hängt übrigens nicht von ihrem Grade ab, 
sondern von ihrer Flächenausdehnung. Eine auf einen Finger be¬ 
schränkte Verbrennung dritten Grades ist gewöhnlich höchst ungefährlich, 
während, wenn zwei Dritteile der Körperoberfläche auch nur im ersten 
Grade verbrannt sind, der Tod in wenigen Stunden eintritt. Bei Ver¬ 
brennungen ist oft der Schmerz sehr hochgradig. Dann kann bei längerem 
Ausbleiben des Arztes dem Kranken zur Linderung ein Morphiumpulver 
gereicht werden. 
Bei Verätzungen mit Schwefelsäure übergießt man den betreffenden 
Teil möglichst rasch mit einer großen Menge Wasser oder taucht ihn 
in Wasser und verfährt sodann wie bei Verbrennungen. In gleicher 
Weise werden Verbremtungen durch heißes Pech behandelt. 
5. Bei Beinbrüchen beobachte man bis zum Eintreffen des Arztes 
sorgfältige Ruhehaltung des gebrochenen Gliedes. Zermalmungen 
einer Extremität (Fuß, Hand) oder eines Extremitätenteiles, welche zu 
den schwersten Verletzungen gehören, erfordern dieselbe vorläufige Be¬ 
handlung wie Verwundungen. Durch Sturz aus der Höhe ans 
den Kopf. Auffallen eines schweren Körpers auf denselben entsteht oft 
eine Gehirnerschütterung. Der Kranke liegt bewußtlos da, sieht ganz 
blaß aus, atmet oberflächlich und hat einen kleinen Puls. Man lege 
hier den Kopf nicht erhöht, sondern ganz eben und halte wiederholt 
dem Kranken Salmiakgeist vor die Nase. Sobald der Kranke erwacht, 
gebe man ihm ein paar Löffel Wein und beginne mit kalten Umschlägen. 
Aufenthalt in der großen Hitze ruft hie und da Ohnmacht 
hervor. Durch Hinaustragen des Kranken in die kältere Außenluft 
wird diese rasch behoben. Auch hier ist es zweckmäßig, den Kranken 
auf den ebenen Boden zu legen, den Kopf nicht erhöht, sondern tief 
zu lagern und den Kranken Salmiakgeist riechen zu lassen. Ist er 
erwacht, reicht man ihm Wein. 
Während bei der durch Ohnmacht hervorgerufenen Bewußtlosigkeit 
das Gesicht des Kranken blaß aussieht, erscheint bei jener, die durch 
einen Schlag ans all erzeugt wird, das Gesicht stark gerötet. In diesem
	        
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