II. Die sittlichen, wirtschaftlichen u. kulturellen Grundlagen der Landwirtschast rc. 33
25t). Wodurch man reich werden Kann.
Durch Arbeit, Müh' und Schwitzen, nicht müßig faules Sitzen;
durch Sparen und recht Hausen, nicht Prassen. Saufen, Schmausen;
durch Fasten, Beten, Wachen, nicht Schlafen, Fluchen, Lachen;
durch Hoffen, Dulden, Warten, nicht Würsel, Spiel und Karten;
durch Hobel, Axt und Hammer, nicht Seufzer, Klage, Jammer;
durch Hacke, Sens' und Pffug, nicht aber Schnaps im Krug;
durch Pflügen, Graben, Schanzen, nicht Jagen, Trinken, Tanzen;
durch Schaffen um die Wette, nicht LotteriebiUette;
durch Klugheit, Fleiß und Mut — kommt man zu Geld und Gut.
__ Smid.
26. Aorn Sparen.
Spare! Mil den fünf Buchstaben wäre manchem, der es nur
einmal versuchen wollte, sicherlich zu helfen. Für viele aber ist es eine
harte Nuß, die sie nicht knacken mögen. Darum haben sie auch zuletzt
nichts zu beißen und zu brechen.
„Sparen soll ich," sagt der eine; „aber wovon? Zinsen und
Renten beziehe ich nicht; wovon soll ich mir also etwas abbrechen?"
— Erstlich von deinem Hab und Gut sollst du dir etwas abbrechen,
von deinem Einkommen und Erwerbe, von deinem Verdienst und Tage¬
lohne. Und zweitens: An Mund und Kleid, an Magen und Kragen
sollst du es ersparen. „Wer Geld und Gut denkt zu erlangen, muß
erstlich mit dem Mund anfangen."
„Sparen soll ich," sagt der andere; „aber wieviel? Die Er¬
sparnisse von meinen sechs Dreiern sind nicht der Rede wert und
können nichts Helsen." — Aber viele Bäche machen einen Strom, viele
Körner einen Haufen, viele Federn ein Bett, viele Reiser einen Besen.
„Wer das Kleine nicht acht't, dem wird das Große nicht gebracht."
Ich kenne einen Herrn, der früher mit Schieferstiften, Siegellack und
anderen Kleinigkeiten im Kasten durch die Dörfer zog und jetzt einen
großen Kaufladen hat und Gelder auf Zins austut. Mit dem
Pfennig hat der Mann sein Sparen angefangen; denn er wußte, daß
300 kupferne Pfennige auch einen Silbertaler oder 3 Mark ausmachen.
„Sparen soll ich," sagt der dritte; „aber wann? Heißt es
nicht: Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht? Lassen
wir denn das Sparen, bis die Lust gebüßt ist und die Rosen auf
den Wangen abblättern." — Soll ich antworten? Spare beizeiten,
ehe es zu spät ist, ehe es auf die Neige geht mit deinem Vorrat und
mit deiner Kraft, etwas zu erwerben! Spare in den Sommertagen
für die Wintertage des Lebens! Jeder gesunde Mensch aber hat
wenigstens einmal im Leben seine Sommer- und Erntezeit. In jungen
Tagen baut man sich für das Alter die Hütte. „Wenn man im Rohre
sitzt, muß man die Pfeifen schneiden."
„Sparen soll ich," sagt der vierte; „aber wozu?" „Kommt
Zeit, kommt Rat." — Richtig; auch für dich wird Rat werden, näm¬
lich zum Bettelsacke über den Nacken und zu einem Eckchen im Armen-
Gehrig.Helmkampf.Krausbauer.Stillcke, Lese-u. Lehrbuch. 2. Ausl. 3