2. Wandrung durch die Sudeten.
bewohnern auch schwer wird, die hochgelegenen und steilen Ackerstücke zu be⸗
bauen, so sparen sie doch keine Mühe, um dem oft magern, steinigen Boden
eine mäßige Ernte abzugewinnen. Hbher hinauf trifft man neben kahlen
Felsen ausgedehnte Wiesen mit würzigem Grase und saftreichen Kräutern.
Hier weiden viele Herden von Rindern und Ziegen, welche sich dem Wand—
rer durch ihr liebliches Geläut ankündigen. Zwischen den Bergen liegen
enge Täler, in denen Bäche ihr felsiges Bett haben und lange Dörfer sich
hinziehen. Die Häuser haben in der Regel kleine, reinlich gehaltene Gärten
it Blumen und Obstbäumen vor und neben sich. An den Schluchten er⸗
heben sich steile Felswände, und auf ihnen ragen schlanke Tannen und
Fichten in die Höhe. In vielen Windungen schlängeln sich die mit großen
Kosten erbauten Kunststraßen auf die Höhe des Gebirges
. Das Altvatergebirge oder das hohe Gesenke, d. i. Eschengebirge,
liegt größtenteils in Mähren. Der höchste Punkt ist der Altvater, welcher
eine Höhe von fast 1800 m hat; er heißt auch der Mährische Schneeberg,
weil seine Schluchten in manchem Jahre bis in den Juni hinein und länger
mit Schnee gefüllt sind. Die Oppa und die Neisser Biele haben hier ihre
Quellen, während die Hotzenplotz aus der Gegend der Bischofskoppe
kommt, an deren Fuß die Städte Zuckmantel und Neustadt liegen. Weiter
in den Bergen liegt das freundliche Städtchen Freiwaldau und dicht dabei
der Kurort Gräfenberg. Die hier von Vincenz Prießnitz gegründete Kalt⸗
wasser-Heilanstalt hat einen großen Ruf.
2. Nun verlassen wir das österreichische Gebiet und gehen über die
vaterländische Grenze in die Grafschaft Glatz. Das ist ein rings von
hohen Bergen eingeschlossenes Ländchen, etwa 1650 qkn groß. Von dem
uͤbrigen Schlesien, von Böhmen und Mähren wird die Grafschaft durch das
Schnee⸗, Mense-, Heuscheuer⸗, Eulen— und Reichensteiner Gebirge
getrennt. Mitten hindurch fließt die Neisse, welche ihre Ouelle in der Nähe
des Glatzer Schneeberges hat und in ihrem Oberlaufe die Städte Mittel—
walde und Habelschwerdt berührt. Weiter unterhalb liegt an ihr die
Stadt und Festung Glatz, deren freundliche Häuser sich terrassenförmig über—
einander erheben. Durch den Engpaß von Wartha unterhalb des Kapellen⸗
berges, auf dessen Gipfel eine weithin sichtbare Wallfahrtskapelle steht, tritt
sie ins eigentliche Schlesien ein. Alle fließenden Gewässer der Grafschaft ver—
einigen sich in der Neisse. Sie zeichnen sich sämtlich durch ihren raschen
Lauf aus und richten zur Zeit der Schneeschmelze und bei heftigen Regen—
güssen oft große überschwemmungen an.
Aus den reich bewaldeten Gebirgen ragen der Schneeberg, der
Spitzige Berg, die Mense, die Heuscheuer und die Hohe Eule hervor. Der
Schneeberg hat eine Höhe von 1425 m und ist über den Waldgürtel
hinaus sichtbar. Seine obersten Whänge sind im Sommer mit einem dichten