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Nutzung. Die Kraft des Rindergeschlechtes war fast 
zu allen Zeiten und bei allen Völkern Veranlassung dasselbe 
zum Ziehen von Lasten und Feldarbeit zu benützen. (Zug¬ 
ochsen sind stärker als Pferde.) 
Das Fleisch der Rinderfamilie bildet ein Kaupt- 
nahrungsmittel fast aller Kulturvölker. (Kalb-, Rind-, Kuh- 
und Ochsensleisch.) Gutes Fleisch fühlt sich fest und prall an 
und darf nicht weich und schwammig sein. Das feinste und 
zarteste Fleisch findet sich an jenen Körperteilen, die am 
wenigsten angestrengt werden, also am Kreuz, aus den Seiten 
und über dem Schwänze. Auch Blut und Eingeweide 
werden als Nahrungsmittel verwendet. 
Auch die Milch der Kuh ist in vielen Gegenden der 
Erde ein unentbehrliches Volksnahrungsmittel. Ebenso Butter 
und Käse, welche daraus gewonnen werden. Die Butter 
wird leider oft mit Margarine verfälscht; man kennt letztere 
an ihrem Geschmack und an dem rascheren Schmelzen. Wird 
der Rahm bei der Käsebereitung mitoerwendet, so gibt es 
Fettkäse, im andern Falle hat man Magerkäse. Erstklassige 
Milchkühe können bis 24 1 Milch pro Tag liefern. Eine 
gute Milchkuh soll eine feine, dünne und glänzende Kaut 
und einen möglichst gradlinigen Rücken haben. Vor allem 
aber müssen die über das Euter laufenden Milchadern 
stark sein. 
Die Käute des Rindviehes liefern das meiste Leder. 
Wildes Vieh hat stärkere, festere Kaut als zahmes. Weide¬ 
vieh wieder stärkere als im Stall gefüttertes. Stier- und 
Ochsenhäute geben Sohl- oder Psundleder, Kuh- und Rinds¬ 
häute Ober-, Sattler- oder Geschirrleder, Kalbsfelle feineres 
Ober- und Lackleder. Die Kauptpunkte der deutschen Leder¬ 
industrie sind Worms, Mainz, München und Dresden, dazu 
kommen noch für gefärbte Lederarten: Berlin. Frankfurt a.M., 
Köln und Straßburg. 
Die Kaare des Rindviehes werden vom Sattler und 
Polsterer häufiger verwendet als Roßhaare, weil sie viel 
billiger sind. Das am meisten gesuchte Material sind die 
Kälberhaare. 
Von den Körnern werden die massiven Spitzen vom 
Drechsler, die Kohlstücke vom Kammacher verarbeitet. Korn¬ 
späne werden als Düngemittel verwendet. Kornsiäbe erhält 
man dadurch, daß man die Körner spiralförmig aufschneidet, 
in Wasser aufweicht und dann gerade walzt. Sie werden 
zu Reitgerten. Peitschenstöcken, Schirmgestellen ec. benutzt.
	        
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