Object: Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen

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§ 15. Ludwig der Aromme und seine Söhne. 
1. Ludwig der Fromme. 814— 840. Von drei Söhnen überlebte 
Karl den Großen nur der jüngste, Ludwig der Fromme. Seinen Beinamen 
erwarb sich dieser durch seine Wohltaten gegen die Kirche. Er war von 
den besten Gesinnungen beseelt, aber zu schwach für die Regierung des 
gewaltigen Reiches. Deshalb teilte er schon nach wenigen Jahren die 
Herrschaft mit seinen Söhnen Lothar, Pippin und Ludwig. Als ihm 
aber später von seiner zweiten Gemahlin Judith noch ein Sohn, Karl der 
Kahle, geboren wurde, gab er auch diesem einen Teil des Reiches. In 
ihrer Erbitterung erhoben die drei älteren Söhne die Waffen gegen den 
Vater. Auf dem „Lügenfeld" bei Kolmar wurde der Kaiser von seinen 
Truppen verlassen und mußte sich seinen Söhnen gefangen geben. Lothar 
zwang ihn sogar zur öffentlichen Kirchenbuße und hielt ihn in Haft. Pippin 
und Ludwig befreiten ihn jedoch. Bald darauf starb Pippin, und der Kaiser 
teilte das Reich von neuem. Sein Sohn Ludwig, welcher sich benachteiligt 
glaubte, griff wieder zu den Waffen; ehe es jedoch zum Kampfe kam, starb 
Kaiser Ludwig der Fromme 840. 
2. Auflösung des Reiches. Nach des Vaters Tode suchte Lothar sich 
der Alleinherrschaft zu bemächtigen: allein seine Brüder Karl und Ludwig 
besiegten ihn. Im Vertrage zu Verdun 843 wurde das Reich 
Karls des Großen geteilt. Lothar erhielt die Kaiserwürde und Italien 
nebst einem reichen Landstriche an der Rhone und auf dem linken Rheinufer 
(Lotharingien, später Lothringen); Ludwig erhielt alle deutschen Länder 
östlich vom Rhein (daher Ludwig der Deutsche genannt); Karl der Kahle 
erhielt das heutige Frankreich. 
Seit dieser Teilung stehen sich die Ostfranken oder Deutschen und die 
Westfranken oder Franzosen als zwei geschiedene Nationen gegenüber. 
§ 16. |)te deutschen Karolinger und Konrad l. 
1. Ludwig der Deutsche (843 -876) erwarb durch einen Vertrag 
mit Karl dem Kahlen fast ganz Elsaß-Lothringen und die Niederlande und 
vereinigte so alle rein deutschen Stämme unter seiner Herrschaft. Er hatte 
beständig zu kämpfen mit den Slawen im Osten und den Normannen 
(Wikinger), welche von Dänemark und Norwegen aus bie deutschen Küsten 
brandschatzten. 
2. Sein Sohn Karl der Dicke vereinigte noch einmal auf kurze Zeit 
das Reich Karls d. Gr. Unter feiner Regierung wurden die Normannen 
noch viel gefährlicher. Auf ihren schnellen Schiffen (Drachen) fuhren sie in
	        
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