35. Freundschaft.
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Ein Ende nahm das leichte Spiel,
Es naht der Ernst des Lebens;
Behalt' im Auge fest dein Ziel,
Geh' keinen Schritt vergebens!
Gerader Weg, gerades Wort,
So will's dem Mamt gebühren;
Wer Ehre sich erwählt zum Hort,
Den kantr kein Schalk verführen.
Nimm auf die Schultern Last und Müh'
Mit frohem Gottvertrauen
Und lerne, wirkend spät und früh,
Den eignen Herd dir bauen!
Halt' hoch das Haupt, was dir auch droht,
Und werde nie zum Knechte;
Brich mit dem Armen gern dein Brot
Und wahre feine Rechte!
Treib' nicht mit heil'gen Dingen Spott
Und ehre fremden Glaubeti
Und laß dir deinen Herrn und Gott
Von keinem Zweifler rauben!
Und nun, ein letzter Druck der Hand
Und eine letzte Bitte:
Halt' dich getreu im fremden Land
Zu deines Volkes Sitte!
I. Sturm.
35. Freundschaft.
Ein Freund, der mir den Spiegel zeiget,
Den kleinsten Flecken nicht verschweiget,
Mich freundlich warnt, mich herzlich schilt,
Wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt:
Der ist mein Freund,
So wenig er's auch scheint.
Doch wenn mich einer schmeichelnd preiset,
Mich immer lobt, mir nichts verweiset,
Zu Fehlern gar die Hände beut
Und mir vergibt, eh' ich bereut:
Der ist mein Feind,
So freundlich er auch scheint.
Gellkrt.