Full text: Lesebuch für kaufmännische Schulen

157. Die erste deutsche Dampfmaschine. 
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Aufhebens wert! Allein es hatte eben für die Kaufleute eine tiefere 
Bedeutung. Es war nichts anderes als das Symbol) dafür, daß 
der Rat die Börsengemeinschaft der Kaufleute am Markte mit ihrem 
aus den „Ältesten" bestehenden Ausschuß nun öffentlich anerkannt 
hatte. Damit sanktioniertes er die korporatives Organisation der 
Nürnberger Großkaufmannschaft und zugleich ihr Selbstverwaltungs¬ 
recht in Markt- und Börsenangelegenheiten. Dr. »iw. 
157. Die erste deutsche Dampfmaschine. 
Es war im Jahre 1706. In Kassel auf dem Platze, wo heute 
das naturwissenschaftliche Museum steht, war eine seltsame Maschine 
aufgestellt. Von einem einförmigen Kessel liefen Rohre zu merk¬ 
würdigen Zylindern um in einem langen Steigerohre zu endigen. 
Das war die Dampfpumpe des Herrn Denis Papin, den der Land¬ 
graf vor einer Reihe von Jahren aus England an die Marburger 
Universität als Professor der Mathematik berufen hatte und der 
seitdem oft durch sonderbare, kunstreiche mechanische Apparate von 
sich hatte reden machen. Man erzählte sich noch von der gar sinn¬ 
reichen Pulvermaschine, die er in Frankreich dem Minister Colbert 
vorgeführt hatte. Aber man erinnerte sich auch des mißglückten 
Taucherschiffes, das der Professor im Jahre 1692 für den Land¬ 
grafen gebaut hatte. Als das kunstvolle Fahrzeug vollendet war 
und ins Wasser gelassen werden sollte, brach der Kran, an dem es 
hing. Mit lautem Aufklatschen stürzte es in die Fulda und zerbrach. 
Und man gedachte des Windgeschützes, von dem Wunderdinge 
versprochen worden waren und dessen ganze Leistung dann darin 
bestand, daß es eine armselige zweipfündige Kugel ganze 90 Schritt 
weit warf. So kam es, daß viele den Herrn Professor für einen 
Schwindler ansahen, deren es ja zu jener Zeit zur Genüge gab. 
Auch das Interesse des Landgrafen begann zu erlahmen. Da 
kamen bemerkenswerte Nachrichten aus England über Dampf¬ 
pumpen, die man dort gebaut. Papin legte eine Zeichnung vor 
und machte sich anheischig eine ähnliche Maschine zu bauen. Der 
berühmte Leibnitz empfahl seine Pläne. So erhielt er vom Land¬ 
grafen den Auftrag eine Dampfmaschine zum Betrieb einer Mahl¬ 
mühle zu konstruieren, d. h. er sollte eine Dampfpumpe bauen und 
mit dem von dieser geförderten Wasser wollte man ein Mühlrad 
betreiben. So umständlich lag die ganze Sache noch. 
Nun war ein Jahr verflossen, und die neue Maschine stand 
fix und fertig da. Größtenteils von ihrem Erfinder höchsteigen- 
9 Sinnbild; 2) genehmigte; 3) körperschaftliche.
	        
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