Full text: Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

110. Die Bedeutung des Maschinenwesens für die Volkswirtschaft. 175 
zu 100 Pferdekräften so viel wie 200000 Handspinner. Auf der Pariser- 
Ausstellung 1867 erschienen Schisspanzerplatten von 46 ein Dicke neben 
Blechen, deren 4000 nur 21/2 cm stark waren. Mit Hilfe der Schnellpresse 
können IO Setzer und 5 Drucker so viel liefern wie vor 5OO Jahren 2- bis 
300 000 Abschreiber. 
Mit dieser größeren Kraft der Maschinen hängen oft bedeutende Stoff¬ 
ersparnisse zusammen. Je rascher durch einen Maschinenhammer gearbeitet, 
das Eisen verarbeitet wird, um so weniger Brennmaterial gebraucht man. 
Die Tischler können jetzt mit Hilfe der maschinenhaften Fourniersäge bis 
24 Blätter aus einem 2 cm starken Brett schneiden. 
Ein besonders wichtiger Vorzug liegt darin, daß die meisten Maschinen 
nicht müde werden, also mit einer unberechenbaren Ausdauer und eben des¬ 
halb mit einer übermenschlichen Gleichmäßigkeit fortarbeiten. Mau denke nur 
an unsere Chronometer! Die Reichenbachfche Teilmaschine fehlt in der Ent¬ 
fernung der Teilstriche nur um den 15000. Teil von 2 cm. Auch beim 
Zählen trügen die Maschinen nicht. Die Eisenbahnverwaltungen wenden jetzt 
Maschinen an, welche täglich bis 70000 Fahrkarten drucken, bis zu 40000 
mit fortlaufender Nummer versehen und bis §u 140000 zählen. Wie oft 
würden sich Menschenhände bei dieser Arbeit verschrieben und verzählt haben! 
Zu diesem allen kommt noch hinzu, daß Maschinen regelmäßig wohl¬ 
feiler arbeiten als Menschenhände. Täten sie das nicht, fo wiirden sie 
schwerlich den Beifall der Gewerbeunternehmer finden; denn bei gleicher Höhe 
des Preises haben Arbeiter für einen streng berechnenden Unternehmer den 
Vorzug, daß er sie schlimmsten Falles entlassen kann, folglich sein Kapital 
in der jeweiligen Unternehmung nicht unwiderruflich festzulegen braucht. Bei 
Maschinen nehmen wie bei Fabriken innerhalb einer gewissen Grenze mit der 
wachsenden Größe die Kosten sogar ab. Eine festliegende Dampfmaschine 
kostet in Deutschland durchschnittlich pro Pferdekraft 750, 487, 400, 375, 360 bis 
herab zu 200 Mark, je nachdem ihre Stärke 100, 10, 8, 6, 4 bis 2 Pferde¬ 
kräfte groß ist. Dasselbe wie bei der Anschaffung zeigt sich bei der Unter¬ 
haltung. Die großen Wattschen Dampfmaschinen brauchen zur Hervorbringung 
einer Pferdekraft stündlich nur 5 kg Steinkohlen. 
II. 
Indessen ist das Übergewicht der Maschinenarbeit über die Handarbeit 
auf ein ganz bestimmtes Gebiet eingeschränkt. Es ist um so größer, je mehr 
die Herstellung des Produktes auf der beständigen Wiederholung einer und 
derselben Operation beruht. Wo hingegen die Produktion eine Folge vieler 
mannigfacher Bewegungen erfordert, da findet kein Vorzug der Maschinen 
-statt, zumal wenn die Bewegungen nach der Beschaffenheit des Gegenstandes, 
etwa seiner ungleichen Gestalt, Größe und Härte nach, sehr verschieden sein 
müssen. 
Die Nähmaschine z. B. leistet beim überwendlicheu Nähen so viel wie 
D Handnäherinnen, beim gewöhnlichen Nähen wie 10, beim Ledernähen wie 25.
	        
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