Full text: Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

150. Aus „Der Kaufmann von Venedig". 
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Solanio. 
Herr, glaubt mir, hätt' ich so viel auf dem Spiel, 
Das beste Teil von meinem Herzen wäre 
Bei meiner Hoffnung auswärts. Immer würd' ich 
Gras pflücken um den Zug des Winds zu feh'n; 
Nach Häfen, Reed' und Damm in Karten gucken 
Und alles, was mich Unglück fürchten ließ' 
Für meine Ladungen, würd' ohne Zweifel 
Mich traurig machen. 
Salarino. 
Mein Hauch, der meine Suppe kühlte, würde 
Mir Fieberschauer anweh'n, dächt' ich dran, 
Wie viel zur See ein starker Wind kann schaden. 
Ich könnte nicht die Sanduhr rinnen seh'n, 
So dächt' ich gleich an Seichten und an Bänke, 
Säh' meinen reichen Hans im Sande fest, 
Das Haupt bis unter feine Rippen neigend, 
Sein Grab zu küssen. Ging' ich in die Kirche 
Und fäh' das heilige Gebäu von Stein, 
Sollt' ich nicht gleich an schlimme Felsen denken, 
Die an das zarte Schiff nur rühren dürfen, 
So streut es auf den Strom all sein Gewürz 
Und hüllt die wilde Flut in meine Seiden. 
Und kurz, jetzt eben dies Vermögen noch, 
Nun gar keins mehr? Soll ich, daran zu denken, 
Gedanken haben und mir doch nicht denken, 
Daß solch ein Fall mich traurig machen würde? 
Doch sagt mir nichts; ich weiß, Antonio 
Ist traurig, weil er feines Handels denkt. 
Antonio. 
Glaubt mir, das nicht: ich dank' es meinem Glück, 
Nicht einem Schiff bloß ist mein Gut vertraut 
Noch einem Ort; noch hängt mein ganz Vermögen 
Am Glücke dieses gegenwärt'gen Jahrs; 
Deswegen macht mein Handel mich nicht traurig. 
Dritte Szene. 
Venedig. Ein öffentlicher Platz. 
Basfanio und Shylock treten auf. 
Shylock. Dreitausend Dukaten — gut. 
Basfanio. Ja Herr, auf drei Monate. 
Shylock. Auf drei Monate — gut. 
Basfanio. Wofür, wie ich Euch sagte, Antonio Bürge sein fokll
	        
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