Full text: Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

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235. Karl der Große. 
32. Gestrauchelt war der Hagen van seiner Hand zu Tal, 
Der Anger van den Schlägen erscholl im Widerhall. 
Hätt' er sein Schwert in Händen, so wär' es Hägens Tod. 
Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Not. 
33. Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn 
Seines Leibes Stärke mußte ganz zergehn, 
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug. 
Er ward hernach beweinet von schönen Frauen genug. 
34. Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann, 
Das Blut von seiner Wunde stromweis niederrann. 
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die große Not, 
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod. 
35. Da sprach der Todwunde: „Weh, ihr bösen Zagen! 
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen? 
Ich war euch stets gewogen und sterbe nun daran. 
Ihr habt an euren Freunden leider übel getan!" 
36. Die Blumen allenthalben vom Blute wurden naß, 
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das; 
Es drang ihm immer tiefer die scharfe Waffe ein; 
Da mußt' des Todes endlich der kühne Recke sein. 
235. Kart der Große. 
768—814. 
Karl der Große ist der Gründer des mächtigen fränkischen Welt¬ 
reiches. Viele Jahre und heiße Kämpfe waren nötig um den Bau auf¬ 
zurichten. Es reichte von der Eider und dem Deutschen Meere im Norden 
bcs zum Garigliano und Ebro im Süden und von der Elbe und der 
Theiß im Osten bis zum Atlantischen Ozean im Westen. Dieses Franken¬ 
reich umfaßte alle germanischen Volksstämme, nur die Angelsachsen in 
England und die Normannen in Skandinavien ausgenommen. Am meisten 
Mühe und Blut hat es gekostet, den großen Sachsenstamm in den Rahmen 
dieses Reiches hinein und zur Taufe zu zwingen. An der Saale, an der 
Elbe, an der Havel und an der Raab baute Karl starke Befestigungen 
und gründete germanische Ansiedlungen als feste Marken gegen die 
Slaven. Aus einer derselben, aus der Ostmark an der Raab, erwuchs 
das Ostreich, das heutige Österreich. 
Karl, der große Kriegsmann, war auch ein weiser Landesvater. Sein 
weites Land brachte er in die beste Ordnung. Damit alles wohl ver¬ 
waltet werde, teilte er das ganze Reich in viele kleinere Bezirke oder Gaue, 
an deren Spitze er angesehene und erfahrene Männer stellte, die Grafen 
genannt wurden. Deren Tätigkeit ließ er durch eigene Sendboten über¬ 
wachen und überzeugte sich von Zeit zu Zeit selbst in den verschiedensten 
Teilen des Reiches von der Handhabung der Ordnung. Strenge hielt 
er darauf, daß überall im Reiche sein Wille gelte. Rücksichtslos verfuhr
	        
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