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34. Anstand.
zerrauften Haaren oder schmutzigen Kleidern und Schuhen in ein Zimmer
streife deine Schuhe vor der Türe sorgfältig ab und schüttle den Schnee oder
die Regentropfen von deinen Kleidern! Trägst du einen Schirm oder Stock,
so laß ihn vor der Türe stehen oder stelle ihn in den Schirmständer! Bevor
du ein Zimmer betrittst, klopfe an die Türe und erwarte die Erlaubnis zuni
Eintritt! Klopfe nie schnell nacheinander, sondern warte, wenn dir das erste
Mal nicht geantwortet wurde, eine Weile, ehe bu zum zweiten Male klopfst!
Ist dir der Eintritt bewilligt, so öffne langsam die Türe, grüße die anwesenden
Personen und bleibe so lange in der Nähe der Türe stehen, bis dir ein an¬
derer Platz angewiesen wird! Ist dies geschehen, so betrachte nicht neugierigen
Auges Bilder und Einrichtung des Zimmers! Findest du geöffnete Briefe
oder Bücher, so hüte dich einen Einblick in dieselben zu tun! Mit den Fingern
aus dem Tisch, an den Fenstern u. s. w. §u trommeln ist unartig. Wenn
du mit jemand sprichst, so sieh nicht auf die Seite! Sehr unziemlich ist es,
beim Sprechen jemand zu berühren, den Angesprochenen beim Rocke zu fassen
oder in Gesellschaft aus jemand zu deuten. Ebenso schickt es sich nicht, fort¬
während auf die Uhr zu sehen, als sei man ungeduldig fortzukommen.
Begibst du dich zu einer hochgestellten Persönlichkeit in das Zimmer,
so schließe die Türe nach rückwärts, d. h. so, daß du gegen die Persönlichkeit
gewendet bist! Verneige dtch und bleibe dann ruhig stehen, bis du aufge¬
fordert wirft zu sprechen! Nach Beendigung der Unterredung suche zur Türe
hinauszugehen, indem du stets gegen die Persönlichkeit gewendet bleibst!
Vergiß nicht, noch im Innern des Zimmers eine Verbeugung zu machen!
Bei gleichzeitigem Verlassen des Zimmers gewähre Höhergestellten und Frauen
den Vortritt! Der Hausherr verläßt zuletzt das Zimmer.
Höchst unschicklich ist es, mit einer Zigarre im Mund in ein fremdes
Zimmer zu gehen. Bei vornehmem Besuche schickt es sich auch nicht, den
Besuch mit der Zigarre im Mund zu empfangen. In Gesellschaft mit ein¬
zelnen Personen zu flüstern oder jemand in seiner Rede zu unterbrechen, ist
unanständig.
Nase, Ohren oder Fingernägel reinigt mau nie angesichts fremder Per¬
sonen. Man spucke nie auf den Boden; ist ein Spucknapf nicht vorhanden,
so benutzt man das Taschentuch. Beim Niesen oder Husten wende dich abseits
und halte die Hand oder das Taschentuch vor den Mnnd oder die Nase!
IV. Bei Tische.
„Nach der Art, wie du wirst essen.
Wird das Urteil dir gemessen."
„ Am Tisch bescheiden,
Mit dem Trinkhorn, mit der Rede.
Weber.
Bist du irgendwo als Gast geladen, so komme nicht zu spät zum Essen!
'Auch am häuslichen Tische triff nicht zu spät ein! Wie jenes dem Haus¬
herrn und den übrigen Gästen, so ist dieses deiner Familie gegenüber eine