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277. Vom Kaviar.
Das Fleisch des Dorsches wird von den Gräten befreit, gut getrocknet,
gemahlen und zu Brot verbacken. Dieses sogenannte Fischbrot soll an
Gehalt das Ochsenfleisch viermal übertreffen. Der Geschmack desselben ist
sehr angenehm. Es wird auch als Nahrungsmittel für die Truppen ver¬
wendet.
Die Schuppen der Laube benutzt man zur Darstellung von künstlicher
Perlmutter. Die Barschschnppen dienen zur Herstellung künstlicher Blumen,
Körbchen und anderer zierlicher Gegenstände. Aus dem Silberglanz der
Schuppen des Ukeleis (Karpfens) macht man unechte Perlen.
Der vielfache Nutzen der Fische hat in neuerer Zeit einen großen Auf¬
schwung der Fischzucht herbeigeführt. In allen Staaten gibt sich ein ernst¬
liches Streben nach Förderung eines geordneten Fischereibetriebes kund.
Seine gesetzliche Regelung beweist, daß die Staatsregierungen die hohe
Bedeutung der Fischerei würdigen. Die Flußfischerei wird durch Aussetzen
von Brut, durch besondere Schutzbestimmungen für die jungen Fische, durch
Anlage von künstlichen Brutanstalten und Fischteichen gefördert. Welchen
Geldertrag die Hochsee- und Binnenfischerei liefert, ergibt sich daraus, daß
Norwegen, welches mit England den größten Fischereibetrieb aufweist, allein
für 40 Millionen Mark Fische an das Ausland liefert; Deutschland aber,
welches im Vergleich mit anderen Ländern nur einen geringen Fisch¬
verbrauch hat, führte 1899 für über 68 Millionen Mark Fische aus anderen
Ländern ein. Nach Möller.
277. Vom Kaviar.
Mit der Gewinnung des Kaviars sind Hunderttausende von Ar¬
beitern an der Wolga, dem Ural, der Kura, dem Don, dem Dnjepr
und anderen Flüssen des Kaspischen, Asowschen und Schwarzen Meeres
beschäftigt./ Unter Anwendung aller möglichen Gerätschaften, die der
einfache Sinn des Volkes erfunden hat, bemüht man sich, die Be¬
wohner des nassen Elementes aus der Tiefe zu ziehen, was nicht
selten mit Lebensgefahr verbunden ist. Der Kaviar wird von den
Störarten gewonnen, unter denen besonders der Hausen, der Stör, die
Sewruga und der Sterlet am geschätztesten sind./
' w. Der Hausen gehört zu den grössten Fischen und liefert daher auch
die grösste Menge Kaviar, oft 10 Pud (1 Pud — 16,38 kg). Hausen von
gewöhnlicher Grösse enthalten bis zehn Millionen Kaviarkörner, woraus
ersichtlich ist, dass dieser Fisch zu den allerfruchtbarsten gehört.
Wenn die Eierchen ihre Reife erlangt haben, verlassen die Tiere das
Meer und ziehen die Flüsse hinauf, wo sie sich Stellen mit steinigem,
rauhen Boden aussuchen um den Rogen abzulegen. Um einen zum
Laichen geeigneten Ort zu finden schwimmen sie mitunter sehr weit
stromaufwärts, wobei sie gewöhnlich in die ausgestellten Netze geraten;
denn auf dem ganzen, langen Weg erwartet sie eine zahllose Menge
scharfsinnig erdachter Fangvorrichtungen. Glückt es dem Hausen
aber doch, allen ihm drohenden Gefahren zu entgehen und den