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Die Gallier griffen zu den Waffen, und riefen ihre
Landsleute aus dem transalpinischen Gallien zu Hilfe.
Rom sah diese furchtbaren Zurüstungen mit Schrecken
an. Hundert fünfzig Jahre vorher war es von einem
einzigen dieser Völker besiegt worden; und seit dieser
unglücklichen Zeit, hatte die Erscheinung selbst weniger*)
dieser Krieger die Römer immer zu 2) außerordentlichen
Maßregeln gegen sie genöthigt. In dieser gefahrvollen
Lage wurden die sibyllinischen Bücher zu Rathe gezogen,
und mit Schrecken las man darin, daß die Griechen und
Gallier Rom besetzen würden. Um dieses Unglück ab¬
zuwenden ^), nahm man zu einein gräßlichen Opfer seine
Zuflucht; inan glaubte nämlich, dem Orakel dadurch zu
genügen*), daß man zwei Griechen und zwei Gallier
lebendig begrub. Diese Ceremonie- so empörend und
vernunftwidrig sie auch ist^), diente dennoch dazu, die
Gemüther zu beruhigen, und ihren Muth wieder zu
beleben. Sie beweist übrigens, in welche Barbarei Roin
noch zwei Jahrhunderte vor Christus versunken war°),
und wie man die Leichtgläubigkeit des Volkes zu be¬
nutzen2) wußte, uin der Menge den Muth wieder ein¬
zuflößen s), den ihr die Nähe einer großen Gefahr be¬
nommen^) hatte.
Der Senat verordnete ungeheuere Zurüstnngen. Bald
war ein Heer von beinahe 50,000 Röinern und mehr als
150,000 Bundesgenossen auf den Beinen*"). Ueberdieß
standen noch wenigstens 400,000 Mann bereit, im Falle
der Noth") gegen den Feind zu ziehen. Die ersten Er¬
eignisse dieses Krieges bewiesen, daß diese Vorsichtsma߬
regeln nicht überflüssig waren.
i) d’un petit nombre 2) de prendre 3) éloigner 4) satis¬
faire 5) sie auch i st wird nicht übers. 6) in etw. versunken
seyn, être livré à qqcli. 7) mettre à profit 8) wieder ein¬
flößen, rendre 9) enlever 10) stuf den Beinen, sur pied 11) ilN
. . . Noth, en cas de besoin.