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fahrten, zu welchen die treulosen griechischen Wegweiser verlockten. Endlich
befand man sich in einer wüsten, wasserlosen Einöde; die griechischen Weg¬
weiser waren verschwunden und zahllose Schwärme der türkischen Reiter
uinkreisten das rathlose Heer. Die Deutschen erlitten in mehrtägigen Käm¬
pfen eine furchtbare Niederlage, und kaum der zehnte Theil des Heeres
entrann, unter ihm Kaiser Konrad, der geschlagen, verwundet und "seines
Heeres beraubt in Konstantinopel eine willkommnere Aufnahme fand, als
vorher. Im Frühling darauf begab er sich über das Meer nach Pa¬
lästina.
Den Franzosen, welche bei Nicäa aus die Trümmer des deutschen
Heeres stießen und darauf den Weg längs der Meeresküste wählten, ging
cs nicht viel besser. Sie hatten mit denselben Schwierigkeiten, mit Ver¬
rath und Treulosigkeit der Griechen zu kämpfen und unterlagen den unaus¬
gesetzten feindlichen Ueberfällen. König Ludwig VII. schiffte sich endlich
mit wenigen Begleitern nach Antiochien ein und sah, als er an die Küste
des heiligen Landes gelangte, nur armselige Ueberreste von seiner stolzen
Rüstung.
Indessen sammelte sich nach und nach ein den Umständen nach immer
noch bedeutendes Heer um die beiden Fürsten, zumal als eine starke, mit
norddeutschen und englischen Pilgrimmen besetzte Flotte anlangte, welche
aus ihrer Fahrt von der Nordsee nach dem heiligen Lande in Portugal das
Land betreten, auf die Einladung des Königs Alphons von Castilien
die Sarazenen bekämpft und das große und volkreiche Lissabon erobert hat¬
ten (Oktober 1147). Das Bewußtsein, gegen die Feinde des Kreuzes
ruhmvolle Thaten vollbracht zu haben, hob der Neuangekommenen Muth,
als es nun galt, gegen den furchtbaren Feind des christlichen Reichs Nur-
eddin, Zenki's ebenso kriegerischen und strengen, als gerechten, frommen
und weisen Sohn, aufzubrechen und die Eroberung der Stadt Damaskus,
der uralten Leuchte des Morgenlandes, zu versuchen. Allein die Unterneh¬
mung, welche mit schönen Hoffnungen begonnen wurde, endigte durch die
Schuld der eifersüchtigen, verweichlichten und treulosen morgenländischen
Christen (der Pullanen) mit Schmach und Schande, und die abend¬
ländischen Könige kebrten mit Schmerz und Unmuth über so viele traurige
Erfahrungen in ihre Reiche zurück (1143). Seit der Zeit dieses allgemei¬
nen Kreuzzugs übrigens wurde der Doppeladler, um die Eintracht der bei¬
den großen christlichen Kaiserreiche, des römisch-deutschen und des griechischen,
zu versinnbildlichen, das Wappen beider Reiche. Vom deutschen Kaiser ist
er späterhin übergegangen aus den österreichischen, vom griechischen aus den
russischen Kaiser.
§ 59. Kaiser Friedrich I. der Rothbart (1152— 1190). Heinrich
der Löwe.
Kaiser Konrad III. starb schon 1152 zu Bamberg. Auf seinem Sterbe¬
bette hatte er seinem Neffen, Herzog Friedrich von Schwaben, die
Reichskleinodien übergeben und dadurch den Wunsch ausgesprochen, ihn zum
König erhoben zu sehen. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Denn Friedrich
von Schwaben, von väterlicher Seite ein Hohenstaufe, von mütterlicher ein