Full text: Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält (Bd. 1)

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und Agamemnon. Auch fehlte es dem Jünglinge nicht an Muth, wie 
seine Bändigung des wilden Streitrosses Bucephalus beweist, welches 
sonst Niemandem gehorchen wollte; daher denn auch sein Vater ausrief: 
„Mein Sohn, Macedonien ist zu klein für dich, suche dir ein anderes 
Reich!" 
Dem Throne des jungen Fürsten drohten nicht nur in Macedonien, 
sondern auch in Griechenland große Gefahren. Noch an demselben Tage, 
an welchem Philipp durch des Pausanias Racheschwert starb, hatten die 
Athener durch einen Herold Jedem öffentlich den Tod schwören lassen, der 
seine Hand nach dem macedonisch-griechischen Schutzherrn ausstrecken würde; 
aber kaum langte die Kunde von seinem Tade an, so dampften den Göttern 
reiche Opfer. Alexander's Erscheinung jedoch mit einem siegreichen Heere 
an den Thermopylen reichte hin, die Griechen wieder einzuschüchtern, und 
zwang sie, auch ihn als Schutzherrn Griechenlands und als Heerführer gegen 
die Perser anzuerkennen. Den Aufstand der Thebaner im darauffolgenden 
Jahre erstickte er in ihrem Blute und in Thebens Asche, von welcher Stadt 
nur die Burg, das Haus des Dichters Pin dar und die Tempel stehen 
blieben. 
Endlich im Frühlinge des Jahres 334 v. Chr. trat er seinen großen 
Eroberungszug an, der in wenigen Jahren die Gestalt eines großen Theils 
der alten Welt verändern sollte, und setzte, nachdem er den Antipater mit 
13.000 Mann als Statthalter in Macedonien zurückgelassen hatte, mit nur 
30.000 Mann Fußvolk und 5000 Reitern aus 160 Schiffen über den Hel- 
lespont. In Persien saß damals Darius III. Kodomannus auf dem 
Throne, ein zwar gutmüthiger, aber kraftloser Mann, welcher mit seinen 
durch den Despotismus entnervten Asiaten keineswegs im Stande war, dem 
jugendlich stürmischen Alexander an der Spitze des vereinigten griechischen 
und macedonischen Heeres siegreichen Widerstand zu leisten. Am Flusse 
Granikus in Mysien traf Alexander mit dem ersten, 110,000 Mann star¬ 
ken, persischen Hecrhaufen zusammen, welchen der Rhodier Memnon befeh¬ 
ligte. Der Kampf, in welchem der macedonische Feldherr Klitus seinem 
König das Leben rettete, war sehr hitzig, der Sieg entscheidend und Klein¬ 
asien des Sieges Preis. Aus seinem Zuge durch Phrygien zerhieb der 
macedonische Held in der Stadt Gordium mit dem Schwerte den künst¬ 
lichen Knoten des uralten Königswagens, an dessen Lösung ein Orakel die 
Herrschaft über Asien geknüpft hatte, rückte nach einer kurzen Krankheit in 
Folge eines Bades im klaren und kalten Flusse Cydnus gegen die Engpässe 
Ciliciens vor und besiegte bei Jssus an der syrischen Grenze (333 v. Chr.) 
den mit großen Heeresmassen heranziehenden Darius selbst so gänzlich, daß 
dieser nur mit Mühe durch eilige Flucht entkam. Das reiche Lager mit 
dem kostbaren königlichen Zelte, die Mutter, die Gemahlin, zwei Töchter 
und ein Sohn des Darius fielen in des Siegers Hände, welcher die Ge¬ 
fangenen mit großmüthiger Schonung behandelte, ja ihnen sogar Muth 
einsprach. 
Während Darius nach dem Euphrat zu entfloh, zog Alexander, um sich 
den Rücken und die Verbindung mit Europa frei zu halten, weiter nach dein Süden 
und nahm Syrien und die meisten Städte Phöniziens ohne Widerstand ein. 
Nur die Jnselstadt Tyrus stritt sieben Monate lang für ihre Unabhängig-
	        
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